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Endlich ein neuer Bericht von den "Verschollenen" aus Costa Rica!!!

Von Gastautoren am

Hallihallo

So, jetzt konnte ich mich endlich mal wieder dazu aufraffen, einen Bericht zu schreiben. Ich weiß, das hat jetzt echt lange gedauert. Aber mein Leben hier vergeht echt manchmal wie im Flug, und daher komm ich so selten dazu, mir einfach mal ne Stunde Zeit zu nehmen und alles aufzuschreiben. Okay, und manchmal bin ich auch einfach ein bissel zu faul oder zu fertig von der Arbeit.

Also, ich werde jetzt einfach mal so alles was in letzter Zeit passiert ist, ein bisschen niederschreiben. Wird nicht in chronologischer Reihenfolge passieren und manche Gedankensprünge sind vielleicht nicht so ganz nachvollziehbar, aber ich wünsche trotzdem viel Spaß beim Lesen.

Meine Arbeit

Also, meine Arbeit ist immer noch genauso anstrengend, schön, entspannend, nervenzereissend (manchmal), chilig, total stressig, schlafig, laut, manchmal (aber nur ganz manchmal) leise, ziemlich beeindruckend und einfach toll wie vorher. Daher kann ich im Allgemeinen dazu jetzt gar nichts neues schreiben. Eher so ein paar kleine Anekdoten, die mir jeden Arbeitsalltag wieder aufs neue versüßen.

Also, bei uns im Kindergarten ist ein Mädchen, Ashley, die bald zwei wird. Sie ist super süß und kann auch schon mal richtig dickköpfig sein, aber meistens ist sie nur süß. Als ich angefangen habe zu arbeiten, konnte sie noch nicht reden. Jetzt bin ich ja mittlerweile seit 2 Monaten da, und sie fängt langsam an, zu reden. Sie kann schon "Mama", "a mí" (bedeutet so viel wie: "ich, ich" oder "das ist meins") sagen. Und.... "Henni". Also sie beherrscht wirklich nur diese drei Wörter, was mich jedes Mal wieder mit Stolz erfüllt. Wenn ich morgens ankomme, kommt sie mir entgegen gelaufen und schreit "Henni, Henni". Das ist so unglaublich süß. Nur leider ist sie auch ziemlich eifersüchtig. Das heißt, dass sie in 90 % der Fälle, in denen ich mich ihrer Meinung nach zu sehr mit einem anderen Kind anstatt mit ihr beschäftige, anfängt zu weinen oder zu schreien. Aber naja, sie ist sofort wieder leise, wenn ich sie dann hochhebe. Verrückt, aber unglaublich süß.

Dann haben wir noch einen dreijährigen Jungen namens Kevin bei uns im Kindergarten. Am Anfang war er immer unglaublich schüchtern, wollte nicht hochgenommen werden und hat öfter geweint, wenn ihn seine Mama bei uns gelassen hat (und mit Weinen meine ich ohrenbetäubendes Heulen und Schluchzen, wie es nur ein so kleines trotziges Kind kann). Doch mittlerweile, hat er sich total eingewöhnt und auch an mich gewöhnt. Jetzt darf ich ihn hochnehmen, durchknuddeln, durch die Gegend schleudern, hinterher rennen und alles andere tun, was Kinder eben so lieben. Er hat eine richtige Vertrauensbasis zu mir aufgebaut, was mich ziemlich glücklich macht. Wenn er sich weh getan hat, geht er auch meistens nicht mehr zu den Kindergärtnerinnen, sondern kommt zu mir, damit ich ihn tröste. Und auch er hat meinen, für Ticos ziemlich schwierigen Namen gelernt und kann oft nicht aufhören, ihn zu sagen.

Mittlerweile bin ich nicht nur bei den Kindern total angekommen (ich bekomme von einem von den 9 Jährigen sogar schon exklusiv Spanischunterricht/Vokabeltraining), sondern auch bei den Kindergärtnerinnen Pastora und Ana und auch bei den Eltern, die mich jetzt grüßen, wenn sie kommen und fragen, wie es mir geht. Da ich vier Mal in der Woche in der Casa (Kindergarten) bin, und damit der einzige Voluntario bin, der überhaupt mehr als einmal in die Casa kommt, hat mich Ana letztens als "ihre Voluntaria" bezeichnet, was mich total stolz gemacht hat, weil Ana sonst nicht so mit Komplimenten oder Zuneigungsgeständnissen um sich wirft. Sie hat mir sogar gesagt, das ich nächsten Sonntag zum Treffen aller Eltern kommen soll. Da wird dann über alle Kinder geredet und ich lerne alle Eltern kennen. Ich soll als einzige Voluntaria kommen, weil ich ja am besten die Kinder kenne und am meisten mitkriege. Total cool, ich freu mich schon ziemlich drauf.

Oh, demnächst gehen wir auch in einen Vergnügungspark ganz in der Nähe mit den Kindern. Das wird ein Spaß... 16 wuselige Kindern in einem ziemlich großen Park voller gefährlicher Achterbahnen, Karussells und Riesenräder. Jippie, aber ich freu mich trotzdem, obwohl es wahrscheinlich total anstrengend wird.

Nicaragua

Ja, ich war mit Tine in Nicaragua. Sie musste ausreisen, weil sie kein Visum hat (wir haben unser vorläufiges Visum jetzt!) und ich bin einfach mitgefahren, weil sie sonst alleine gewesen wäre. Meine ersten Stempel im Reisepass! Total cool. Eine aufregende Reise. 6 Stunden mit dem Bus zur Grenze, ausreisen aus Costa Rica (was sich als sehr einfach rausstellte) und dann einreisen nach Nicaragua (was sich als absolutes Chaos entpuppte). Erstmal waren die früheren Büros der Grenzbeamten in Nicaragua irgendwie abgerissen worden und dann in ein Haus verlegt, wo zwei der Lamellen der Fenster rausgenommen wurden und dahinter zwei Beamten saßen, von denen einer irgendwie nicht gearbeitet hat (aus unerfindlichen Gründen). Also nach langem Stehen 14 Dollar für die Einreise bezahlt und dann mit dem Bus weiter nach Granada bzw. bis zu einer Kreuzung 5 Kilometer davor. Von da aus (es war schon dunkel, was keine gute Sache in Nicaragua mit Gepäck und Reisepässen ist) mit einem Tuk-Tuk weiter nach Granada. Ein Tuk-Tuk ist ein für Nicaraga typisches Taxi auf drei Rädern, was nur zwei Personen transportieren kann und an den Seiten offen ist. Aufregend kann ich euch sagen! Und kalt, denn es zieht!

Dann in Granada im Hostel erst mal eine Deutsche und einen Briten, einen Australier und eine Kandadierin getroffen und mit denen abends was trinken gegangen in einer Sportsbar. Ich hab mich mit den Barmännern angefreundet und hab mich munter mit ihnen auf Spanisch unterhalten, was mich ziemlich glücklich gemacht hat. Ist halt doch cooler als immer dieses Traveler-english.

Am nächsten Tag haben wir den perfekten Entspannungsurlaub zelebriert. Ich bin aufgestanden, hab gelesen, war im Internet, war wieder schlafen, hab wieder gelesen und so weiter. Dann um 4 Uhr nach der Mittagshitze (Nicaragua ist sowas von viel wärmer als San José) sind Tine und ich dann Granada anschauen gegangen. So eine schöne Stadt! Noch komplett im alten Kolonialstil erhalten, mit extrem hohen Häuserdecken, riesigen Flügeltüren und jedes Haus ist in O-Form gebaut mit einem offenen Innenhof in der Mitte, in dem ganze Gärten sind oder manchmal kleine geflieste Pools. Wunderschön!!!

Das Leben in Nicaragua ist auch anders als in Costa Rica. Bei uns spielt sich alles viel mehr in den geschlossenen Häusern ab, besonders wenn es dunkel wird. Aber in Nicaragua findet das Leben auf der Straße statt. Wenn es dunkel wird sitzen vor jedem Haus die Leute in Schaukelstühlen und unterhalten und treffen sich. Total einladend und super sympathisch.

Am dritten Tag sind wir dann zur nahegelegenen Lagune gefahren. Die liegt in einem Tal von sehr sehr hohen Bergen und ist riesig. Ein See aus ganz blauem Wasser und total ruhig. Das tollste daran ist, das sie touristisch nur ganz wenig erschlossen ist. Es gibt dort nur 2 Hotels und eine Sprachschule. Und vielleicht

5 Restaurants die alle nebeneinander liegen und ziemlich winzig sind. Und natürlich die Einheimischen die dort auf ihren Bauernhöfen leben. Aber alles in allem nehmen die Menschen vielleicht 5 Prozent des gesamten Tals ein, was die Magie dieses Ortes total ausmacht. Einfach wunderschön zum entspannen, lesen, schwimmen und chillen!

Leider mussten wir am nächsten Tag auch schon wieder nach San José zurückkehren, wo es schlagartig gefühlte 10 und echte 5 Grad kälter war und geregnet hat. Aber naja, irgendwie war es trotzdem total schön, wieder nach Hause zu kommen...

WG-Leben

Zu allererst mal: Ich liebe meine WG! Da kann ich auch nicht mehr zu sagen, als das wir einfach ziemlich gut zusammen passen. Was ja echt ziemliches Glück ist, da wir drei uns vorher ja nicht kannten und jetzt so gut miteinander auskommen.

Die arme Julia hat sich beim Training letzte Woche ihre Bänder überdehnt (oder angerissen, das sehen wir nach dem morgigen Klinikbesuch) und darf jetzt bis Dezember keinen Fussball spielen. Jetzt muss sie permanent auf der Couch rumliegen und sich langweilen, während alle anderen bei

der Arbeit oder irgendwo weg sind. Total ätzend...

Ansonsten sind wir ständig dabei unser Haus zu verändern. Dieses Wochenende war Streichen angesagt. Ich hab mein eisblaues Zimmer in ein dunkelgelbes verwandelt und unser Wohnzimmer wurde auch verändert. Eigentlich sollten zwei dunkelrote Streifen an die Wand... Streifen sind es, aber nicht dunkelrot, sondern eher dunkelpink... Blöd gelaufen, aber sieht jetzt doch trotzdem ziemlich gut aus!

Dana und ich haben zwei Tage lang gestrichen. Dabei sind zwei Wandbilder in meinem Zimmer entstanden, die wir vor dem endgültigen Überstreichen gezaubert haben. Sowie eine zuerst entsetzte Julia und ein zuerst noch viel entsetzterer Matze wegen des Pinks. Matzes Kommentar: "Entweder werden wir alle schwul oder ich muss mich jeden Tag betrinken, dann komm ich mit der Farbe klar" (--> an Eckhard und Anne, das war natürlich ein Scherz, wir betrinken uns hier nicht jeden Tag, unsere armen Gehirnzellen). Aber mittlerweile mögen wir alle die Farbe, besonders gemeinsam mit unserem antiken "Goldspiegel" sieht es echt geil aus!

Dann hatten wir für 4 Tage lang eine Babykatze namens Erwin hier im Haus. Er ist mir in unserem Barrio zugelaufen, hat schrecklich miaunzt und war ganz dünn. Dann hab ich ihn mitgenommen und wir haben ihn aufgepäppelt. In der ersten Nacht haben wir versucht, ihn in der Küche einzusperren, in dem wir im Durchgang eine Barriere aus Koffern, der Gitarre und allem möglichen errichtet haben. Das hat Erwin aber keinesfalls gejuckt, denn am nächsten Morgen saß er erwartungsvoll auf dem Sofa im Wohnzimmer und wollte wieder was essen. Dann haben wir die Küchenbarriere aufgegeben, da Erwin auch nirgendwo unsittlich hingemacht hat, sondern immer schön in unserer großen Topfpflanze ein Loch gebuddelt hat, um dort sein Geschäft zu erledigen. Die stand nur leider direkt neben der Couch --> super Geruchsnote!

Dann ist Erwin aber leider wieder verschwunden und ward nicht mehr gesehen. Naja, er wird schon klar kommen.

Ob er ein Mann oder eine Frau war, wussten wir übrigens gar nicht. Uns ist nur kein Frauenname eingefallen, also war das eben Erwin.

PS: Die Topfpflanze wurde gestern aus dem Haus in der Hinterhof verbannt. Der Gestank war dann doch irgendwie nicht so angenehm.

Puerto Viejo II

Also, wir waren mal wieder im Urlaub (ja, wir sind einigermaßen oft im Urlaub, dafür arbeiten wir aber sonst auch hart). Puerto Viejo in der Karibik rief uns zu sich am langen Wochenende, so wie alle anderen Ticos auch. Das heißt im Klartext, das "Rocking J's" (Hängemattenhotel) war total überlaufen und es wurden an den verrücktesten Stellen noch Hängematten aufgehängt, weil jedes Hostel in ganz Puerto Viejo belegt war.

Im Rocking J's gibt’s ein Pferd, das immer frei herumläuft, heißt glaub ich Cecilie oder so. Und das ist/war schwanger. Sein Besitzer ist total aufgeregt durchs Hotel gelaufen und hat jedem überglücklich davon erzählt. Dann durften wir noch einen Vorschlag für den Namen des Fohlens abgeben. Meiner war "Janosch", Tine wollte, dass es "Pumuckel" heißt. Aber irgendwie wollte Cecilie, dann doch noch kein Kind kriegen und so haben wir die Geburt nicht mitbekommen. Es hat den Besitzer von Cecilie sichtlich mitgenommen, das er schon seit 4 Nächten auf die Geburt gewartet hatte, aber Cecilie einfach nicht wollte. Der Arme...

So, jetzt zu Fred: Wir waren mit geliehenen Fahrrädern auf dem Weg zu einem anderen Strand. Als wir auf den Sandweg direkt zum Strand eingebogen sind, haben wir einige aufgeregte Leute auf dem Gelände eines Hotels gesehen. Wir haben die Fahrräder stehen lassen und dann haben wir ein Faultier auf dem Boden entdeckt. Total verrückt...! Faultiere gehen nur jede Woche einmal auf den Boden, um ihr Geschäft zu erledigen. Und wir haben das mitgekriegt! Also nicht das Geschäft, sondern, dass es da über die Wege schlich (im wahrsten Sinne des Wortes. Das war noch langsamer als ne Schnecke!!!).

Dann wollten wir unbedingt alle gleichzeitig ein Bild mit ihm machen. Was sich aber als wirklich schwer herausstellte, denn das Faultier, was Dana und ich kurzerhand "Fred" getauft haben, hat sich dafür null interessiert. Wir 8 Freiwilligen gruppierten uns also um Fred, der total ungerührt weiter schlich (ob er’s nicht gemerkt hat, oder ob es ihm total egal war!? wer weiß, er wäre sowieso viel zu langsam zum wegrennen oder gar zum reagieren gewesen), und versuchten vehement ein Foto mit uns 8 und Fred zu schießen. Aber Fred war verrückterweise einfach zu schnell. Wir haben es einfach nicht hinbekommen dieses Foto zu machen, weil wir alle in der Hocke immer weiter hinter Fred hinterher watscheln mussten. Ein Bild für die Götter.

Nachher haben wir den anderen dann Freds Namen mitgeteilt, woraufhin Leons Antwort nur war: "Hä, warum ein Männername? Vielleicht war das kein Faultier sondern ne Faulfrau!" --> Aha, das Gegenteil von Frau ist also Tier, was bedeutet Mann = Tier... Danke, Leon!

Mein Spanisch

... hat sich jetzt schon dermaßen enorm verbessert, dass ich es gar nicht glauben kann. Das ich 7 Stunden pro Tag in der Casa mit den Kindern arbeite, hilft mir enorm. Und da wir hier schon einige Ticos kennen gelernt haben, die ganz regelmäßig jeden Abend vor der Tür stehen und beschäftigt werden wollen, muss ich nach der Arbeit dann halt auch noch Spanisch reden - Gott sei Dank. Das macht einen ziemlich glücklich, so seine eigenen Fortschritte zu sehen. Oder zu merken: "Hey, das Wort konnte ich gestern ja noch nicht, und heute hab ichs auf einmal gewusst!", das ist einfach toll!

So, ich hoffe, jetzt ist eure Neugier (sofern sie denn besteht) auf mein costa ricanisches Leben erstmal wieder gestillt. Ich vermisse Deutschland sehr, aber genieße umso mehr meine Zeit hier. Schon 3 Monate!!! Oh man, oh man... Die Zeit vergeht viel zu schnell

PURA VIDA

 

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