Die Geschichte von Brot für die Welt
Erfahren Sie hier mehr über die Geschichte des Evangelischen Hilfswerks Brot für die Welt. Die kurze Chronik vermittelt Ihnen übersichtlich einen Eindruck davon, wie sich unsere von christlichen Werten geprägte Organisation über die Jahre bis heute verändert und weiterentwickelt hat.
Bildergalerie: 60 Jahre Brot für die Welt

Historischer Gründungsmoment: Am 12. Dezember 1959 füllen sich die 12.000 Plätze in der Deutschlandhalle in Berlin. Es ist der Beginn einer spannungsreichen Geschichte – die Gründung der Aktion Brot für die Welt. Die "Hungerhand" des Berliner Künstlers Rudi Wagner auf dem Plakat war von dem Moment an für lange Zeit das zentrale Motiv der Aktion.

"Der Hunger auf der Welt ist eine ganz große Anklage, von der sich jeder mit getroffen fühlen muss. Wir wollen helfen, ohne Dank und ohne Lohn. Wir wollen helfen, wie der barmherzige Samariter im Gleichnis half, der auch nicht danach fragte, zu welcher Rasse und Konfession und Klasse jemand gehört." Der 80-jährige Otto Dibelius, evangelischer Bischof in Berlin-Brandenburg und EKD Ratsvorsitzender, erläutert in der Eröffnungsrede Motivation und Brisanz des Anliegens.

"Wir wollen helfen!" Dieser Satz fiel häufig während des Gründungsaktes. Es war die Zeit der Dekolonisation. Europa machte erstmals die Armut in den ehemaligen Kolonien bekannt und besonders das Elend in Indien, Hongkong, Afrika und vielen weiteren Regionen – ebenfalls hinterlassen von den Kolonialherren – gab den Ausschlag für die Gründung von Brot für die Welt. Eine mentale Wende in der deutschen Nachkriegszeit: Lange hatte man passiv Hilfe empfangen, jetzt wollte man aktiv helfen.

Theologe Christian Berg gilt heute als geistiger Vater und "Erfinder" von Brot für die Welt, als eine der treibenden Kräfte. Sein Name taucht neben Ludwig Geissel, Ulrich von Brück, Hans Christoph von Hase und Lothar Kreyssig immer wieder auf. Zu den Gründungsimpulsen zählte auch die Gründung des von katholischen Kirchen ins Leben gerufene Hilfswerk MISEREOR. Das katholische Vorbild sollte "als ein Wettstreit für die Ehre des Herzen" positiv aufgefasst werden, so Kreyssig. Noch im selben Jahr wurde Brot für die Welt gegründet.

Erste Sitzung des Verteilungsausschusses am 12. Februar 1960 in Berlin-Charlottenburg. Die Grundsätze für die praktische Arbeit sollen konkretisiert werden. Dem Ausschuss lagen in dieser Sitzung 13 Projektanträge aus zehn Ländern auf drei Kontinenten zur Bewilligung vor. Zu einem Schwerpunkt wurde Indien bestimmt.

Zu den ersten von Brot für die Welt geförderten Projekten zählten auch einige in Hongkong: 60.000 Menschen lebten zu der Zeit am unteren Rand der Existenz. Der Lutherische Weltdienst speiste mit Unterstützung von Brot für die Welt täglich 14.000 Kinder. 600 Familien erhielten regelmäßig Nahrungsmittelhilfen. Mit den Kleiderspenden wurden ungezählte Notleidende versorgt.

Dienste in Übersee: Die Gründung von "DÜ" 1960 ging auf die Initiative von Christian Berg zurück. Die Organisation sollte die Anfragen der Partnerorganisationen aus Afrika, Asien und Lateinamerika koordinieren, die Bewerber aussuchen und auf ihre Tätigkeit vorbereiten. Brot für die Welt sollte nicht Träger dieses Dienstes sein, um die Fachkräftevermittlung nicht mir Projektunterstützung zu vermischen. Seit 2002 ist DÜ als anerkanntes Entwicklungswerk Teil von Brot für die Welt.

Der Bereich "Hilfe zur Selbsthilfe" wurde bei Brot für die Welt schon früh immer stärker. Ein Beispiel für diese frühe Ausrichtung ist das "Projekt 41", welches von 1960 bis 1962 lief. Unter dem Titel "Aktion Bauernhilfe" wurden im Jeypurland, Indien Erfahrungen zur nachhaltigen Landwirtschaft dokumentiert. Träger waren kirchliche Partner vor Ort. Eine Modellfarm sollte auf langfristige Veränderung in der Eigenversorgung hinweisen.

Geschlechtergerechtigkeit: Brot für die Welt setzt mit der Förderung neuer Frauenprojekten in den 1980er / 1990er Jahren eigene Akzente. Die erste UNO-Frauenkonferenz fand 1975 in Mexiko statt.

Mitte der 80er Jahre kam es in Afrika zu einer Hungerkatastrophe neuen Ausmaßes. In der dritten Entwicklungsdekade lenkte Brot für die Welt den Blick der Öffentlichkeit auf komplexe und umstrittene Zusammenhänge. Auch zeigten sie unbequeme Wahrheiten auf: Verantwortung für die gesamte Schöpfung bedeutete auch persönlichen Verzicht.

Anlässlich der schweren Hungerkatastrophe unterstützte Brot für die Welt gemeinsam mit weiteren Hilfsorganisationen den "Tag für Afrika". Auch Heidi Kabel sammelt für Brot für die Welt. Insgesamt kamen in Deutschland so 120 Millionen Mark für die Hungerhilfe in Afrika zusammen.

Viele Gemeinden unterstützten ebenfalls den "Tag für Afrika" mit zahlreichen Aktionen.

Den Armen Gerechtigkeit: Unter diesem Titel erschien eine neue Grundatzerklärung von Brot für die Welt im Jahr 1989. Hier werden die neuen Entwicklungen in den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerika aufgearbeitet. Erstmals wurden in einem Policypapier Frauen als eine besonders benachteiligte Zielgruppe erwähnt. Das Papier fand in vielen Gemeinden Zuspruch, wie hier in Einbeck.

Aufklärungsschriften zum Thema AIDS: Seit 1992 stellt sich Brot für die Welt zusammen mit Partnerorganisationen dem Kampf gegen AIDS. viele Entwicklungsprogramme im Afrika-Engagement enthalten einen Förderschwerpunkt mit HIV/AIDS-Komponente, da die Krankheit nie losgelöst von politischen, ökonomischen und soziokulturellen Faktoren, welche mit verantwortlich für das Ausmaß der Epidemie sind, betrachtet werden kann.

"Ausbildung statt Ausbeutung": Der Global March 1998. Überall auf der Welt gingen Menschen auf die Straßen, um gemeinsam gegen Kinderarbeit zu protestieren. Ins Leben gerufen wurde die Aktion von Menschenrechtler Kailash Satyarthi. Die Demonstranten sammelten auch Unterschriften.

Ziel war Genf, wo Anfang Juni 1998 eine Konferenz der International Labour Organisation stattfand. Hier sollte über neue Kinderrechts-Konventionen beraten werden. Am 12. Juni nahm die Organisation (ILO) die Konvention 182 einstimmig an: Hier wurden Vertragsstaaten dazu aufgefordert, schwere Formen von Missbrauch und Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen bis zum Alter von 18 Jahren unverzüglich zu unterbinden.

Wichtige Kampagnen der 1990er Jahre machten auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam. 1990 hatte der Weltgipfel in New York die Rechte der Kinder ins Blickfeld der internationalen Politik gerückt. Brot für die Welt, MISEREOR, terre des hommes und Unicef starteten noch im selben Jahr auf den Wunsch eines Partners in Indien hin die "Kampagne gegen Kinderarbeit in der Teppichindustrie".

Die Einführung des RUGMARK-Siegels war ein wichtiger Erfolg: Es wird von einer unabhängigen Stiftung an Knüpfereien vergeben, die sich verpflichten, keine Kinder unter 14 Jahren zu beschäftigen. Unabhängige Inspekteure führen Kontrollen durch. Deutsche Importeure verpflichteten sich in Lizenzverträgen zu einer einprozentigen Importabgabe.

Das Ende der 90er ist auch das Ende einer Ära: Direktor Hans-Otto Hahn, hier zu sehen bei der Eröffnungsveranstaltung zur 32. Aktion 1990, tritt nach drei Jahrzenten ab. Ab dem 1. Januar 2000 übernahm Cornelia Füllkrug-Weitzel seine Aufgaben.

Sauberes Trinkwasser für jeden: "MenschenRechtWasser" heißt die Kampagne von Brot für die Welt aus dem Jahr 2003. Das Hilfswerk setzt sich mit seinen Partnerorganisationen weltweit dafür ein, dass sich mehr Menschen mit Trinkwasser versorgen können. Die Partnerorganisationen bauen beispielsweise Auffangbecken, Filteranlagen und Wasserleitungen.

Mit der Fusion von Brot für die Welt und dem Evangelischen Entwicklungsdienst zieht bezieht das evangelische Hilfswerk im Jahr 2012 seinen neuen Dienstsitz in Berlin.

Regelmäßig und proaktiv nimmt Brot für die Welt an Großdemonstrationen und Initiativen teil. Das evangelische Hilfswerk engagiert sich seit langem gegen soziale Ausbeutung, Hunger, Krieg und Armut.

Auf der UN-Klimakonferenz im Jahr 2015 übergab Frau Dr. h. c. Füllkrug-Weitzel, Leiterin der evangelischen Hilfswerke Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe, zusammen mit Christiana Figureres, Leiterin des UNFCCC, im Namen von 154 Geistlichen aller Weltregionen aus fünfzig Ländern eine gemeinsame Klimaschutz-Erklärung.
Die Anfänge eines großen Projekts
„Menschen hungern nach Brot! Wer darüber hinwegzusehen versucht, versündigt sich“, heißt es 1959 im ersten Spendenaufruf von Brot für die Welt. Die Berichte von Hungernden in Indien, Afrika und anderen Regionen der Welt wecken bei vielen evangelischen Christinnen und Christen den Wunsch zu helfen. Völlig unerwartet kommen 19 Millionen Mark zusammen. Das hohe Spendenergebnis führt zu dem Entschluss, aus Brot für die Welt eine dauerhafte Einrichtung zu machen. Angesiedelt wird sie beim Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland. Zunächst hat sie nur drei Mitarbeiter.
Die Prinzipien der Arbeit
Bereits in den 1960er Jahren etablieren sich drei Prinzipien der Arbeit, die bis heute gültig sind:
1. Brot für die Welt unterstützt alle Menschen, die arm und ausgegrenzt sind, unabhängig von ihrer Religions- oder gar Konfessionszugehörigkeit.
2. Brot für die Welt führt keine eigenen Projekte durch, sondern arbeitet mit einheimischen Partnerorganisationen zusammen.
3. Brot für die Welt leistet Hilfe zur Selbsthilfe.
Steht anfangs noch die Ernährungssicherung im Mittelpunkt der Projektarbeit, so kommen bald darauf weitere Handlungsfelder hinzu: etwa Bildung und Gesundheit, die Wahrung der Menschenrechte oder die Gleichstellung der Geschlechter. Da es vor Ort gelegentlich an geeignetem Personal fehlt, unterstützt Brot für die Welt zudem die Vermittlung berufserfahrender Fachkräfte aus Deutschland. Dazu wird „Dienste in Übersee“ gegründet.
Der erste Weltladen
Von Beginn an ist die Bewusstseinsbildung in Deutschland ein wichtiger Teil der Arbeit. Große Kampagnen machen auf die Ungerechtigkeiten im Welthandel aufmerksam. Mit Unterstützung von Brot für die Welt eröffnet 1973 in Stuttgart der erste Weltladen. Er verkauft Produkte aus dem Fairen Handel. Wenige Jahre später startet das Hilfswerk die „Aktion e“. Unter dem Slogan „einfacher leben – einfach überleben – Leben entdecken“ fordert sie einen verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen. Auch in der Folge stellt Brot für die Welt immer wieder die Frage nach dem Zusammenhang zwischen dem Lebensstil im reichen Norden und den Problemen in den Ländern des Südens.
Die Jahrtausendwende
Nach der Jahrtausendwende wird die Lobbyarbeit für das Hilfswerk immer wichtiger. Es zeigt sich, dass nachhaltige Veränderungen nur dann zu erzielen sind, wenn auch die politischen Rahmenbedingungen in den Blick genommen werden.
Brot für die Welt will politische Entscheidungen im Sinne der Armen beeinflussen und ein Bewusstsein für die Notwendigkeit einer nachhaltigen und fairen Lebens- und Wirtschaftsweise schaffen.
Das Evangelische Werk für Diakonie und Entwicklung entsteht
2012 fusioniert das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland mit dem Evangelischen Entwicklungsdienst zum Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung. Die internationale Entwicklungsarbeit und die nationale diakonische Arbeit werden so enger miteinander verzahnt. Ziel ist es, mit einer Stimme einzutreten für Menschen, die unter Armut und Ungerechtigkeit leiden – hierzulande und in aller Welt. Durch die Fusion wird die Arbeit von Brot für die Welt auf eine breitere finanzielle Basis gestellt. Neben Spenden und Kollekten erhält das Hilfswerk seither auch staatliche und kirchliche Mittel.
Wo Brot für die Welt heute steht
Heute hat Brot für die Welt 580 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Hilfswerk fördert mehr als 2.000 Projekte in über 90 Ländern und ist eine der bekanntesten Organisationen in Deutschland, die sich für die Überwindung von Hunger und Armut und für mehr Gerechtigkeit einsetzen.
Material zum Mitnehmen

In diesem chronologischen Rückblick finden Sie die Meilensteine von Brot für die Welt kurz und übersichtlich dargestellt.
Download (PDF)