In den Textilfabriken Nicaraguas arbeiten Zehntausende Menschen. Sie produzieren Mode für den Export. Die Löhne sind niedrig, die Arbeitsbedingungen schlecht.
© Karin Desmarowitz / Brot für die Welt
Adidas, Nike, Under Armour – viele Sportartikelhersteller lassen ihre Waren in den Textilfabriken Nicaraguas produzieren. Dort sind die Löhne niedrig und die Arbeitsbedingungen schlecht. Die Organisation MEC hilft den Näherinnen, für ihre Interessen einzutreten.
Der Holzstuhl vor María Elenas Nähmaschine ist hart. Wie die meisten Frauen hier hockt sie gebückt darauf, ihre Muskeln und Gelenke sind wund und schmerzen, es ist heiß und stickig in der riesigen Halle. „Ventilatoren“, sagt die 23-Jährige, „gibt es nicht“. Der Druck ist enorm: „Die geben Stückzahlen vor, die wir gar nicht schaffen können.“ Doch María Elena braucht den Job. Mit ihrer Arbeit ernährt sie den Vater, der über 80 ist, ihre ältere Schwester und deren drei Kinder.
Wie Zehntausende andere schuftet María Elena Gonzales Jiménez in einer der vielen Textilfabriken Nicaraguas. 5.000 Córdobas verdient die 23-Jährige im Monat, umgerechnet rund 132 Euro. Dafür säumt sie schwarze Shorts der Marke Under Armour, 1.500 Mal am Tag derselbe Handgriff, zehn Stunden lang, sechs Tage die Woche. Im Metrocentro Las Américas, einem modernen Einkaufszentrum in der Hauptstadt Managua, kostet eine Hose 995 Córdobas, 27 Euro. „Sie verdienen so viel Geld mit unserer Arbeit“, klagt María Elena, „und zahlen uns so wenig.“
Wie China, Bangladesch oder Äthiopien zählt auch Nicaragua zu den Nähstuben der Welt. Produziert wird in den Sonderwirtschaftszonen des kleinen zentralamerikanischen Landes vor allem Mode für den Export, insbesondere in die USA und nach Kanada. Die Unternehmen, die größtenteils aus dem Ausland kommen, profitieren dort doppelt: Sie müssen weder Steuern zahlen noch angemessene Löhne.
Harte Arbeitsbedingungen, Geld, das hinten und vorne nicht reicht – María Elena lässt sich davon nicht unterkriegen: „Meine Mutter hat immer gesagt: Geht, Mädchen, kämpft für eure Rechte!“ In Workshops der Bewegung María Elena Cuadra (MEC) erfuhr sie, welche Rechte sie hat. Die Frauenorganisation setzt sich mit Unterstützung von Brot für die Welt für menschenwürdige Arbeitsverhältnisse in den Textilfabriken ein.
Bei María Elena hat die Arbeit der Organisation offensichtlich gefruchtet: „Wenn mir heute ein Vorarbeiter droht, mich rauszuwerfen, dann sage ich ihm, dass ich das melden und ihn anzeigen werde“, sagt sie. Die 23-Jährige hat begonnen, nebenher Jura zu studieren. Als ehrenamtliche Mitarbeiterin von MEC gibt sie ihr Wissen schon jetzt an andere weiter. „Die wenigsten wissen, wie stark sie eigentlich sind“, meint sie. Genau das möchte sie ihren Kolleginnen vermitteln.
Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.
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