Indien
Bildung macht Slumkinder stark
In den Armenvierteln der indischen Hauptstadt Neu-Delhi erhalten Kinder wenig Aufmerksamkeit. In der Schreibwerkstatt der Hilfsorganisation Ankur ist das anders: Hier erfahren Slumkinder Zuwendung – und tanken Selbstvertrauen.
Bildung in schwieriger Umgebung
An der Straßenecke stehen drei weiße Kühe und fressen aus dem Müll. Straßenhunde dösen im Schatten. Laut hupend fährt ein Motorradfahrer durch die Gasse. Was für ein Ort für eine Ausstellungseröffnung! Mitten in Dakshinpuri, einem Umsiedlungsgebiet für Slumbewohner der indischen Hauptstadt Neu-Delhi, haben Mitarbeitende von Ankur, einer Partnerorganisation von Brot für die Welt, eine eindrucksvolle Präsentation auf die Beine gestellt. An eine graue Betonwand gegenüber vom Lernzentrum der Organisation haben sie die Lieblingsgegenstände und Geschichten von gut einem Dutzend Jungen und Mädchen gehängt. Sie alle haben an einer kreativen Schreibwerkstatt teilgenommen.
Ansprechpartnerin

Wenig Zeit und Aufmerksamkeit für Kinder
„Ich habe einen Film gesehen, in dem der Held ein schwarz-weißes Halstuch hatte. Ich fand das toll. Mein Vater hat mir dann so ein Tuch vom Markt mitgebracht. Das war das Letzte was ich von ihm bekommen habe. Er ist vor Kurzem gestorben.“ Die Geschichte stammt von dem zehnjährigen Nishu. Viele der Kinder mussten ähnliche Verluste wie er verkraften: Todesfälle durch Krankheiten oder Unfälle kommen in Indien häufig vor. Fast alle Kinder stammen zudem aus armen Familien, in denen die Eltern ihren Sprösslingen wenig Zeit und Aufmerksamkeit widmen können.
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In den Slums von Neu-Delhi ist das Leben hart. Kindern und Jugendlichen wird meist wenig Aufmerksamkeit geschenkt, viele von ihnen müssen sogar arbeiten.
© Uta Wagner / Brot für die Welt

In den kreativen Schreibkursen der Hilfsorganisation Ankur können die Kinder aufschreiben, was sie bewegt. Und sie können ihre Geschichten mit anderen teilen.
© Uta Wagner / Brot für die Welt

An einer Wand gegenüber vom Lernzentrum der Organisation hängen die Lieblingsgegenstände und Geschichten von gut einem Dutzend Jungen und Mädchen.
© Uta Wagner / Brot für die Welt

Der zehnjährige Nishu hat eine Geschichte zu einem schwarz-weißen Halstuch geschrieben. Es war das letzte Geschenk seines Vaters. Er ist vor Kurzem gestorben.
© Uta Wagner / Brot für die Welt

„Viele Kinder, die ins Zentrum kommen, sind am Anfang verschüchtert. Aber dann öffnen sie sich“, sagt Kulvinder Kaur. Sie leitet einen der Schreibkurse.
© Uta Wagner / Brot für die Welt

„Wir hören uns hier gegenseitig zu“, sagt Saurab, der wie Nishu zehn ist. „Wir sind Freunde und helfen uns.“
© Uta Wagner / Brot für die Welt

Ein von ihm geschriebener Artikel wurde sogar mit seinem Foto in einer Zeitung veröffentlicht. Das hat sein Selbstvertrauen wachsen lassen.
© Uta Wagner / Brot für die Welt
Den Problemen für eine Weile entkommen
„Die Kinder kommen gerne zu uns, weil sie hier frei sind“, berichtet die 35 Jahre alte Leiterin der Gruppe, Kulvinder Kaur. Viele Kinder, die ins Zentrum kämen, seien am Anfang verschüchtert. Aber nach einiger Zeit öffneten sie sie sich. „Sie fangen dann plötzlich an zu erzählen. Sie gewinnen hier Selbstvertrauen, das wirkt sich auch positiv auf ihre schulischen Leistungen aus“, sagt Kulvinder.
Selbstbewusste Slumkinder
„Wir hören uns hier gegenseitig zu“, sagt Saurab, der wie Nishu zehn ist. „Wir sind Freunde und helfen uns.“ Bei Ankur kann er aufschreiben, was ihn bewegt. Stolz kramt er einen Zeitungsartikel hervor und zeigt auf sein Bild – die Kolumne stammt von ihm. Artikel aus der Schreibwerkstatt von Ankur werden in Zeitungen und Literaturmagazinen veröffentlicht. Auch nehmen die kleinen Schriftstellerinnen und Schriftsteller immer wieder an Lesungen teil. So tanken sie Selbstvertrauen.
Material zum Mitnehmen

Projektinformation Indien
Hier finden Sie mehr Informationen zum Bildungsprojekt in Indien: Persönliche Geschichten der Kinder, Interviews mit Verantwortlichen, Zahlen über das Projekt und Länderinfos.
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