Brasilien
Eine Kooperative für die Müllsammler
Hunderttausende Menschen leben in den großen Städten Brasiliens vom Sammeln und Trennen von Wertstoffen. Die Lutherische Stiftung für Diakonie hilft ihnen, ihre Arbeits- und Lebensbedingungen über eine Kooperative zu verbessern.
Selbstständig und arm
Ganz schön hoch, so ein Müllcontainer. Doch Antônio da Rosa holt nur kurz Schwung und springt hinein. Sodann sortiert er mit routinierter Schnelligkeit alle Wertstoffe und wirft sie säuberlich getrennt in seinen Handwagen. Der drahtige 34-Jährige ist Müllsammler in Porto Alegre, einer Millionenstadt im Süden Brasiliens. Von seinem Verdienst kann er gerade so überleben: „Da ich keinen eigenen Karren besitze, muss ich jeden Tag Miete dafür zahlen“, klagt er. Die rollenden Metallkästen gehören dem Zwischenhändler, wie auch die Zimmer, in denen er und seine Kollegen schlafen. „Nach Abzug der Miete bleiben mir etwa 250 bis 350 Reais“, rechnet er vor. Umgerechnet sind das 85 bis 115 Euro. In einer Kooperative könnte Toninho deutlich mehr verdienen. Doch er arbeitet alleine.

Krankenversichert dank Kooperative
Auch die 64-jährige Loreci Vieira zögerte lange, bevor sie sich einer Kooperative anschloss: „Ich sammelte schon zehn Jahre lang ohne Wagen Alteisen und verdiente sehr wenig. Manchmal war ich verzweifelt“, erzählt sie. Dann sprach Alex Cardoso von der Nationalen Wertstoffsammler-Bewegung MNCR sie an. Der Verband wird von der Lutherischen Stiftung für Diakonie (FLD) unterstützt, einer Partnerorganisation von Brot für die Welt. Cardoso überzeugte sie, der Kooperative Cootracar beizutreten. „Früher habe ich 200 Reais im Monat verdient, heute sind es über 1.000“, erzählt Loreci Vieira stolz. Doch das ist längst nicht alles: Dank ihrer Mitgliedschaft in der Kooperative ist sie krankenversichert und wird einmal eine kleine Rente haben. „Der Müll ist für mich Gold, er bedeutet Gesundheit und Leben“, sagt sie.
Bildergalerie: Wertstoff-Kooperative hilft Müllsammlern

Für Antônio da Rosa sind Müllcontainer die einzige Möglichkeit zu überleben. „Ich habe schon als Kind damit angefangen“, sagt der drahtige 34-Jährige.
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Antônios Karren gehört einem Zwischenhändler, wie auch seine Unterkunft. Nach Abzug der Miete bleiben ihm im Monat umgerechnet 85 bis 115 Euro.
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Die 64-jährige Müllsammlerin Loreci Vieira ist der Nationalen Wertstoffsammler-Bewegung MNCR beigetreten. Ihr Monatsverdienst ist dadurch auf 270 Euro gestiegen.
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Loreci ist der Wertstoffsammler-Bewegung MNCR dankbar, die mit Spendenmitteln von Brot für die Welt unterstützt wird. Zur Bewegung gehört auch Alex Cardoso, Lorecis Anwerber.
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Das Ehepaar Odete Oliveira dos Santos und João Pedro Escovar hat den Handwagen voll beladen mit Pappe, Metall, Plastik- und Glasflaschen, die sie zur Kooperative bringen zum Trennen.
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Die Wertstoff-Kooperative arbeitet nach dem Prinzip des solidarischen Wirtschaftens. Ihr Ziel ist nicht der Profit, sondern die Befriedigung der Bedürfnisse ihrer Mitglieder.
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Alle Mitglieder der Kooperative müssen sich zu einem strengen Verhaltenskodex verpflichten: Einhaltung der Arbeitszeiten, keine Drogen, kein Streit, keine Intrigen. Das klappt gut.
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