zwei Frauen vor einem Haus, Mutter und Tochter
Ägypten

Kampf gegen die Genitalverstümmelung

Trotz Verbots lassen immer noch viele Familien ihre Töchter beschneiden. Unser Partner BLESS, eine koptische Hilfsorganisation, kämpft dagegen an und klärt über die Folgen auf.

Unerträgliche Schmerzen bei der Beschneidung

Sie hat nichts davon vergessen: Die fremde Frau, die vor ihr auf einem Hocker sitzt und ihr mit beiden Ellbogen die Schenkel auseinander drückt. Die Rasierklinge in der Hand der Fremden. Die Schmerzen.

Sie haben Alkohol auf das offene Fleisch gesprenkelt, Baumwolltücher daraufgelegt, Sabah Saad die Beine zusammengebunden. Vier Tage lag sie so im Bett. Nach einer Woche durfte das Kind in einer Wanne mit warmem Wasser baden, es linderte den Schmerz ein bisschen. Doch jedes Mal, wenn Sabah Saad auf die Toilette ging, „brannte es wie Feuer“.

Auf das Leid nicht vorbereitet

Zehn Jahre alt war Sabah Saad, als sie beschnitten wurde. Weder auf die Daya, die Beschneiderin, noch auf die Schmerzen war sie vorbereitet. Dass sie wie jedes Mädchen im Dorf eines Tages beschnitten würde, „darüber hat keiner mit mir gesprochen“. Sie sei jetzt eine reine und anständige Frau, sagte ihre Mutter damals und reichte ihr als Geschenk süßes Gebäck.

Christen und Muslime lassen Mädchen beschneiden

Heute ist Sabah Saad 48 Jahre alt. Sie sitzt, ganz in Schwarz gekleidet, das Haar und die Stirn unter Tuch verborgen, neben ihrer Tochter Ereny Nady auf einem Stuhl im Hof der koptischen Kirchgemeinde St. George in Atfeh. Das Dorf liegt südlich von Kairo, es ist umgeben von Wüste und ein paar Feldern am Ufer des Nils. In Atfeh leben koptische Christen und muslimische Familien. Was sie eint, ist die Armut. Der schwarze Hijab der älteren Frauen. Dass die Männer das Sagen haben. Und dass viele Mütter, Christinnen wie Muslimas, ihre Töchter beschneiden lassen.

Infektionen plagen sie bis heute

Auch Sabah Saad. „Der Tag, an dem ich beschnitten wurde, war der schlimmste in meinem Leben“, sagt sie. „Sie haben mir einen Teil meines Körpers und meiner Seele herausgeschnitten.“ Infektionen und Schmerzen plagen sie bis heute. Dennoch holte sie für Heba, ihre älteste Tochter, eine Daya ins Haus. „Heba fragt mich seitdem, warum ich ihr das angetan habe“, sagt Sabah Saad, und in ihren wasserblauen Augen sammeln sich Tränen. „Ich antworte ihr dann: Ich habe es doch nicht besser gewusst.“

Die jüngeren Töchter bleiben unversehrt

Aber Sabah Saads beiden jüngeren Töchtern blieb die Tortur erspart. Vor acht Jahren besuchte sie ihr erstes Seminar von BLESS, einem Partner von Brot für die Welt. Neben ihr saßen Frauen und Teenager aus der Nachbarschaft, Christinnen ebenso wie Muslimas.

Zum allerersten Mal hörte Sabah Saad dort, dass weder Bibel noch Koran vorschreiben, die Mädchen zu verstümmeln. Dass Frauen dieselben Rechte haben wie Männer. Dass das weibliche Geschlecht nichts Schmutziges und Sündiges ist, sondern ein wichtiger Teil ihres Körpers.

Zum ersten Mal sprach sie mit anderen offen über das Thema, zunächst leise und voller Scham, dann immer selbstbewusster, auch wütender. „Sie überzeugten mich, die Mädchen nicht beschneiden zu lassen“, sagt Sabah Saad.

Material zum Mitnehmen

Projektinformation Ägypten

Hier finden Sie mehr Informationen zum Projekt in Ägypten: Persönliche Geschichten der Frauen, Interviews mit Verantwortlichen, Zahlen über das Projekt und Länderinfos.

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