Pressemeldung

„Keine Kurzzeiteinsätze in Kinderheimen“

Brot für die Welt – Tourism Watch stellt neue Studie zu Voluntourismus vor

Kurz vor dem Start der weltgrößten Tourismusmesse ITB in Berlin setzt sich Brot für die Welt kritisch mit dem Reisetrend Voluntourismus auseinander. Allein in Deutschland buchen schätzungsweise 20.000 Menschen jährlich einen der meist kurzzeitigen, erlebnisorientierten Freiwilligeneinsätze in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Brot für die Welt begrüßt, dass immer mehr Menschen sich für die Lebensbedingungen in Entwicklungsländern interessieren und sich engagieren möchten. „Intensive Begegnungen wirken oft länger als der Aufenthalt selbst. Daraus können dauerhafte Freundschaften entstehen und globales, bürgerschaftliches Engagement“, betont Antje Monshausen, Leiterin der Arbeitsstelle Tourism Watch bei Brot für die Welt. In der Realität weisen viele Angebote jedoch erhebliche Defizite vor allem bei Kindesschutz und nachhaltiger Entwicklung auf. Zu diesem Schluss kommt eine gemeinsame Studie von Brot für die Welt mit der Kinderrechtsorganisation Ecpat Deutschland und dem Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung in der Schweiz.

Antje Monshausen: „Die Angebote orientieren sich in Bezug auf Tätigkeiten und Einsatzdauer vor allem an den Wünschen der Kunden und weniger an den Interessen und Bedürfnissen der Menschen im Reiseland.“ So werden Klischees von Armut und Unterentwicklung nicht beseitigt, sondern eher noch gefestigt.
Obwohl die meisten Angebote eine Tätigkeit mit Kindern vorsehen, verfügt kaum ein Veranstalter über umfassende Kindesschutzmaßnahmen. Brot für die Welt fordert darüber hinaus einen sofortigen Stopp der beliebten Kurzzeiteinsätze in Kinderheimen. Bei diesen Angeboten können Reisende unwissentlich zu Komplizen von skrupellosen Mittelsmännern und Kinderhändlern werden.

Doch nicht nur beim Voluntourismus werden die Menschen in den Reiseländern übergangen. Für den Bau von Hotels werden Menschen vertrieben, Fischer verlieren den Zugang zu ihren Fanggründen. Aktuelle Studien aus Sri Lanka und Myanmar belegen, wie sich nach langer Zeit der Abschottung durch Bürgerkrieg oder eine strenge Diktatur der Tourismus wieder „erholt“ und welche Risiken für die Menschen damit verbunden sind. „Gerade wenn der Tourismus boomt und zur Entwicklungspriorität wird, ziehen Politik und Wirtschaft rücksichtlos an einem Strang. Lokale Fischer und ortsansässige Bauern haben keine Chance“, so Monshausen.

Deutsche Reiseveranstalter dürfen sich deshalb nicht mehr nur darauf verlassen, dass die Staaten die Menschenrechte schon sicherstellen. Sie selbst sind gefordert, Maßnahmen zu ergreifen, damit im Zuge ihrer Geschäftstätigkeit keine Menschenrechte verletzt werden. Während sich einige Veranstalter bereits im „Roundtable Menschenrechte im Tourismus“ darüber austauschen, wie sie mit menschenrechtlichen Risiken umgehen und erste Schritte im eigenen Unternehmen umsetzen, befindet sich die Mehrheit der Veranstalter und auch der Deutsche Reiseverband noch ganz am Anfang. „Die Menschen in den Reiseländern hoffen auf mehr Engagement. Schließlich sind sie es, die den Reisenden das Gefühl geben sollen, sorgenfrei im Urlaub zu sein!“

Die aktuelle Studie „Vom Freiwilligendienst zum Voluntourismus“- finden Sie hier

Mehr zu den aktuellen Studien aus Myanmar, Sri Lanka und Indien finden Sie im neusten TourismWatch Informationsdienst hier.

Pressekontakt:
Antje Monshausen,
Leiterin von Tourism Watch bei Brot für die Welt, während der ITB mob.: 0170-760 62 19 und tourism-watch@brot-fuer-die-welt.de

Renate Vacker,
Pressesprecherin Brot für die Welt, mob.: 0174-302 01 58, renate.vacker@brot-fuer-die-welt.de

Brot für die Welt – Tourism Watch auf der ITB (4.-8. März 2015, Messe Berlin):

Täglich vom 4. bis 8. März 2015 von 10:00 bis 18:00 Uhr an Stand 219, Halle 4.1.

Mittwoch, 4. März 2015, 16:00 Uhr, Große Bühne, Halle 4.1: Menschenrechte in der Praxis - Herausforderungen für den Tourismus in menschenrechtlich sensiblen Kontexten. Veranstalter Roundtable Menschenrechte im Tourismus. Ab 17:00 Uhr steht Herman Kumara, Fischereivertreter aus Sri Lanka, zu Gesprächen am Tourism Watch-Stand 219 zur Verfügung.

Freitag, 6. März 2015, 11:00 Uhr, Große Bühne, Halle 4.1: Vom Freiwilligendienst zum Voluntourismus - Herausforderungen der verantwortungsvollen Gestaltung eines wachsenden Tourismustrends. Veranstalter Tourism Watch bei Brot für die Welt und Ecpat Deutschland

Freitag, 6. März 2015, 13:00 Uhr, ITB Kongress, Halle 7.1, Saal Paris: Tourismus in Slums: Geschäft mit der Armut oder Hilfe zur Selbsthilfe? Veranstalter: Studiosus Reisen

Freitag, 6. März 2015, 13:00 Uhr, Große Bühne, Halle 4.1: Tourismus, Menschenrechte, Arbeitsbedingungen – neue Studien zu einem kontroversen Thema. Veranstalter: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung


Jetzt spenden Unterstützen Sie uns

Lachender Junge

Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.

50 € (Spendenbeispiel) Mit 50 € kann z.B. eine Permakultur-Schulung in Malawi finanziert werden. So lernen Familien, wie sie dank Permakultur auch in den Dürre-Perioden frisches Obst und Gemüse ernten können.

100 € (Spendenbeispiel) Mit 100 € können z.B. 50 Spaten für das Anlegen von Gemüsegärten in Burkina Faso gekauft werden. Dort wird vermehrt auf dürreresistentes Saatgut gesetzt, um trotz Klimawandel genug zum Überleben zu haben.

148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann z.B. ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen in Bangladesch gekauft werden. Dort versalzen immer mehr Wirbelstürme die Böden und das Grundwasser, Trinkwasser ist Mangelware.

Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.

50 € (Spendenbeispiel) Mit 50 € kann z.B. eine Permakultur-Schulung in Malawi finanziert werden. So lernen Familien, wie sie dank Permakultur auch in den Dürre-Perioden frisches Obst und Gemüse ernten können.

100 € (Spendenbeispiel) Mit 100 € können z.B. 50 Spaten für das Anlegen von Gemüsegärten in Burkina Faso gekauft werden. Dort wird vermehrt auf dürreresistentes Saatgut gesetzt, um trotz Klimawandel genug zum Überleben zu haben.

148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann z.B. ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen in Bangladesch gekauft werden. Dort versalzen immer mehr Wirbelstürme die Böden und das Grundwasser, Trinkwasser ist Mangelware.

Bitte eine gültige Eingabe machen

Als Fördermitglied spenden Sie regelmäßig (z.B monatlich)