Pressemeldung

Sudan-Expertin: Weltgemeinschaft bekommt zwei neue Staaten


(Bonn, 01.02.2011) Marina Peter hat als EED-Wahlbeobachterin für den Sudanesischen Kirchenrat die Abstimmung im Sudan begleitet. Nach Bekanntgabe des Zwischenergebnisses am 30. Januar, mahnt sie im Interview die Unterstützung der Industrieländer an und berichtet von der Unzufriedenheit der Menschen mit der Regierung in Khartoum.

EED: Frau Peter, erwarten den Nordsudan Entwicklungen wie in Ägypten?

Marina Peter: Es gab in den letzten Tagen Proteste in Khartoum, allerdings hat die Opposition bislang noch nicht offiziell zu Demonstrationen aufgerufen. Natürlich gibt es auch im Sudan große Unzufriedenheit mit der Regierung bei den Menschen. Ganz aktuell sehe ich jedoch keine Entwicklungen wie in Ägypten, völlig ausschließen kann ich dies aber auch nicht. Allerdings sind die Universitäten in Khartoum derzeit geschlossen, damit möchte die Regierung Massenproteste wohl im Vorfeld eindämmen.

 

EED: Rund 99 Prozent der Wahlbeteiligten haben laut Zwischenergebnis für eine Unabhängigkeit des Südsudans gestimmt. Wird es bald zwei Staaten auf dem Gebiet des heutigen Sudans geben und wird Präsident Al-Bashir das Referendum anerkennen?

Peter: Ja, aus meiner Sicht steht die Zweistaatenlösung fest. Am geplanten Unabhängigkeitsermin, dem 9. Juli, werden die Menschen im Süden den Südsudan als neuen Staat aus der Taufe heben. Bei der Anerkennung durch den Norden hat sich, auch durch internationalen Druck, in letzter Zeit wirklich etwas bewegt. Inzwischen sagt sogar die Regierung in Khartoum, dass man eine Unabhängigkeit anerkennen werde. Man hat sich dort anscheinend mit der Realität abgefunden.

 

EED: Welches sind die größten Herausforderungen nach einer Unabhängigkeit des Südens, wie wird der Norden mit dem Süden umgehen?

Peter: Die Weltgemeinschaft bekommt im Juli nicht einen, sondern zwei neue Staaten. Die größte Herausforderung wird also die Gestaltung eines guten nachbarschaftlichen Umgangs. Ein Versöhnungsprozess ist zusätzlich unerlässlich. Hier ist die Frage, wie sich die Regierung im Nordsudan dazu stellen wird. Auch im Norden sind die Menschen mit der Regierung unzufrieden. Oft aus den gleichen Gründen, die auch die Süd-Sudanesen gegen die Zentralregierung aufgebracht haben. Es gab bereits Proteste, noch allerdings setzt die traditionelle Opposition im Norden auf Dialog.

Alles hängt davon ab, ob der Norden auch weiterhin die kulturelle, ethnische und religiöse Vielfalt in der Verfassung anerkennt. Bislang kündigte die Regierung an, sich auf den Aufbau eines „arabischen“  Staates mit der Scharia als Grundlage der Gesetze konzentrieren zu wollen. Letzteres werden die Menschen im Norden nicht akzeptieren. Sie fühlen sich in der Mehrheit weder als Araber, noch wollen sie die Scharia. Zudem ist es Zeit für demokratische Reformen. Sollte dies geschehen, hat sowohl der soziale Frieden im Norden eine Chance wie auch eine Versöhnung mit dem Süden als Nation.

 

EED: Welche Rolle soll die Bundesrepublik spielen und welche Rolle können kirchlichen Entwicklungsorganisation übernehmen?

Peter: Die deutsche Politik muss Bedürfnisse und Rechte der Menschen des Sudans langfristig in den Mittelpunkt stellen. Häufig werden bei medialer Aufmerksamkeit Versprechen gemacht, die dann im Laufe der Zeit nicht eingelöst werden. Die Bundesrepublik und die Länder des Nordens müssen sich als dauerhafte und verlässliche Partner zeigen. Der Südsudan braucht verlässliche und dauerhafte Investitionen in Infrastruktur und Arbeitsmöglichkeiten.

Die kirchlichen Entwicklungswerke können einen großen Beitrag zur Stärkung der Zivilgesellschaft im Südsudan beitragen. Die Menschen brauchen Beispiele wie sich Nichtregierungsorganisationen entwickeln können, wie zivilgesellschaftliche Arbeit funktioniert. Auch im Norden und in einem zukünftig – hoffentlich – noch für beide Staaten funktionierenden sudanesischen Kirchenrat, können die beiden christlichen Kirchen wichtige Arbeit zur Verständigung zwischen den Religionen im Sudan leisten.

 

Das Interview führte Michael Flacke

 

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