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Zwischen Abenteuer und Zuhause fühlen

Muli bwanji? – Hallo, wie geht’s? Ich bin Mia und wohne seit acht Monaten in Sambias Hauptstadt Lusaka. Wenn ich auf dem Weg zur Arbeit durch unser Viertel schlendere, fällt mir auf, wie vertraut mir die Wege mittlerweile geworden sind, die anfangs noch so aufregend wirkten.

Von Sandra Lüttke am
Community Show des Girls Empowerment Projektes

Nisala!

… heißt so viel wie: Ich will raus! – ein Satz, den ich mehrmals täglich rufe, um dem Fahrer meines Minibusses auf dem Weg zur Arbeit zu signalisieren, dass ich aussteigen möchte. Neben Yango, einer Art Uber, sind Minibusse das einzige öffentliche Verkehrsmittel in Lusaka. Mit dem Busfahren in Deutschland hat das allerdings nicht so viel zu tun. Hier gibt es neben dem Fahrer immer auch einen Conductor,der meist laut rufend versucht, möglichst viele Menschen zum Einsteigen zu animieren. Gefahren wird erst, wenn der Bus „voll“ ist – was hier bedeutet: manchmal bis zu 20 Leute in einen 12-Sitzer zu quetschen.

Die meisten Busse fahren ins wuselige Stadtzentrum „Towni“, wo sich ein Markt an den nächsten reiht. Dort arbeiten viele Menschen und bieten alles an, was das Leben braucht – von Kleidung über Essen bis hin zu technischen Geräten.
Jeden Morgen laufe ich zur Straße und steige für fünf Kwacha – etwa 15 Cent – in einen Minibus zum Zirkus. Die Busse kommen im Minutentakt, langes Warten gibt es hier nicht. Aus den Lautsprechern tönt oft Reggae oder  Lieder von Yo Maps – Sambias bekanntestem Sänger – und man wird schnell in ein spontanes Gespräch mit Mitreisenden verwickelt.

Kalingalinga

… unser lebendiges Viertel, relativ zentral gelegen, voller kleiner Stände, die sich mit frischem Gemüse, Avocados, Mangos und Passionsfrüchten füllen. Überall Haarsalons, in denen Frauen geduldig ihre Zöpfe machen lassen. An Straßenecken sitzen Menschen mit heißen Pfannen, in denen sie Tumbua – goldene, frittierte Teigbällchen – kochen und verkaufen. Und dazwischen: ganz viele rennende Kinder und auch Student:innen– das Viertel liegt schließlich ganz in der Nähe der UNZA, der University of Zambia. Über den kleinen Läden hängen Schilder mit Namen wie „God Provide“ oder „God Saviour Shop“ – ganz typisch hier im sehr christlich geprägten Lusaka. Das Christentum prägt das Leben in ganz Sambia – nicht nur durch die vielen Kirchen, sondern auch durch Namen wie Blessing, Moses oder Gift, die hier ganz selbstverständlich sind. Für die meisten gehört der Besuch der Kirche am Sonntag ganz selbstverständlich zum Wochenablauf.

Obwohl Lusaka mit geschätzt drei Millionen Einwohnerinnen fast so groß ist wie Berlin, gibt es in den jeweiligen Vierteln immer eine sehr persönliche, fast dörfliche Atmosphäre – etwas, das ich sehr gerne mag. So kennen wir mittlerweile viele Verkäufer:innen, Schneider:innen oder auch die Jugendlichen aus Kalingalinga. Und wenn abends beim Kochen mal Zwiebeln oder Tomaten fehlen, ist der nächste Laden nur eine Minute zu Fuß entfernt.

Circus Zambia

Meine Partnerorganisation, Circus Zambia, ist ein soziales Unternehmen, das jungen Menschen aus benachteiligten Verhältnissen Zugang zu Kunst und einen Safe Space bietet. Ziel ist es, Lebenskompetenzen zu fördern und Bildungs- sowie Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen. Jeden Samstag trainieren rund 80 Jugendliche aus verschiedenen Stadtteilen Lusakas – vor allem aus den marginalisierten Vierteln Chibolya, Mtendere und Garden. Das Zirkustraining umfasst eine Vielzahl von Disziplinen, darunter Akrobatik, Jonglieren, Tanz, Trapez und Clowning. Alle paar Monate finden professionelle Shows statt, bei denen vor allem die älteren Zirkusmitglieder mitwirken. Rund 20 Artist:innen im Zirkus leben von Auftritten oder Workshops als Trainer:innen.

Neben der geschäftlichen Seite, die den Zirkus größtenteils finanziert, gibt es auch die soziale Komponente, die aus drei Teilen besteht: dem Body-, Mind- und Soul-Programm. Das Body-Programm fokussiert sich auf körperliches Training sowie die Entwicklung von Soft Skills wie Vertrauen und Kommunikation. Im Mind-Programm werden Hard Skills vermittelt, die den Jugendlichen berufliche Perspektiven außerhalb des Zirkus ermöglichen – etwa durch Kurse zur Erstellung von Lebensläufen und Portfolios oder Nachhilfeunterricht. Das Soul-Programm behandelt soziale Themen wie Frauenrechte, Kinderrechte, Prävention von Drogen, Alkohol und HIV sowie Klimagerechtigkeit. In all diesen Projekten bleibt der Zirkus das verbindende Element – sei es durch Trainings oder öffentliche Aufführungen, in denen die Themen zu Shows umgesetzt werden.

Meine Aufgaben

Je nach Projekt variieren meine Arbeitsbereiche im Zirkus sehr. Bei vergangenen Projekten habe ich sowohl künstlerische Aufgaben wie Kostüm- und Bühnenbildgestaltung übernommen als auch im Bereich Grafikdesign mitgewirkt – zum Beispiel bei der Gestaltung von Postern und Flyern für unsere Shows. Ansonsten wirke ich natürlich jeden Samstag bei dem großen Training mit und helfe auch bei Camps und anderen Workshops. Gerade organisiere ich einen Kurs zum Thema Berufsberatung für die Jugendlichen unter dem Mind-Programm. Eine meiner weiteren Aufgaben ist der Social-Media-Account – und ab und zu mal einen Newsletter zu schreiben.

Was ich am Zirkus besonders schätze, ist die unglaublich offene und herzliche Atmosphäre. Schon ab dem ersten Moment habe ich mich sehr willkommen gefühlt. Hier sind immer viele Jugendliche unterwegs, was es mir leicht macht, mit Gleichaltrigen in Kontakt zu kommen. Besonders inspirierend finde ich, wie viel Kreativität hier gelebt wird und welche spannenden Projekte ständig entstehen – das beeindruckt mich immer wieder.

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.

56 € (Spendenbeispiel) Mit 56 € kann zum Beispiel ein Hygiene-Paket für eine geflüchtete Familie finanziert werden.

100 € (Spendenbeispiel) Mit 100 € kann zum Beispiel Gemüse-Saatgut für die Bewirtschaftung von ca. 10 Feldern bereitgestellt werden.

148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann zum Beispiel ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen gekauft werden.

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