Die Konferenz setzt auf ein von Interessen der Agrar- und Lebensmittelindustrie dominiertes, neoliberales Modell der Welternährung und blendet die eigentlichen Ursachen von Hunger und Mangelernährung aus:
Vernachlässigung struktureller Ursachen von Hunger
Die UNFSS+4 thematisiert nicht ausreichend, dass Hunger vor allem durch Armut, ungleiche Landverteilung, fehlende Landrechte – insbesondere für Frauen –, Vertreibung, Diskriminierung und die Konkurrenz durch industrielle Landwirtschaft verursacht wird. Viele Kleinbäuer*innen, die weltweit den Großteil der Nahrungsmittel produzieren, werden durch fehlenden Zugang zu Land, Saatgut und Märkten systematisch benachteiligt. Die Konferenz ignoriert zudem, dass die Förderung von industrieller Landwirtschaft und Exportorientierung oft auf Kosten lokaler Ernährungssouveränität und ökologischer Nachhaltigkeit geht.
Mangelnde Unterstützung für Agrarökologie und bäuerliche Rechte
Statt nachhaltige, agrarökologische Ansätze zu fördern, setzt die UNFSS+4 auf technologische und marktorientierte Lösungen, die vor allem großen Agrarkonzernen nützen. Die Rechte der Kleinbäuer*innen auf eigenes Saatgut, auf Zugang zu nachhaltiger Agrarforschung und auf Unterstützung für ökologische Anbaumethoden werden kaum berücksichtigt. Dabei sind gerade agrarökologische Ansätze und die Stärkung lokaler Ernährungssysteme entscheidend, um Hunger langfristig zu überwinden und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krisen zu erhöhen.
Fehlende menschenrechtliche Orientierung
Eine an den Menschenrechten orientierte Ernährungspolitik bedeutet, dass das Recht auf Nahrung für alle Menschen im Mittelpunkt steht. Staaten sind verpflichtet, dieses Recht zu achten, zu schützen und zu gewährleisten. Das umfasst den Zugang zu ausreichender, gesunder und kulturell angemessener Nahrung, die Förderung von Geschlechtergerechtigkeit, die Beteiligung der Betroffenen an politischen Entscheidungen und den Schutz vor Diskriminierung. Die UNFSS+4 bleibt hier vage und setzt stattdessen auf freiwillige Selbstverpflichtungen und Partnerschaften mit der Privatwirtschaft, ohne verbindliche menschenrechtliche Standards durchzusetzen.
Auch die wachsende soziale Ungleichheit und die Bedrohung von Menschenrechtsverteidiger*innen bleiben weitgehend unerwähnt.
Unsere Alternative: Stärkung des Welternährungsausschusses (CFS)
Brot für die Welt fordert gemeinsam mit seinen Partnerorganisationen, den Welternährungsausschuss der Vereinten Nationen (CFS) zu stärken. Der CFS ist das einzige UN-Gremium, in dem Regierungen, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Privatwirtschaft gemeinsam an Lösungen arbeiten. Hier können die am stärksten von Hunger Betroffenen – Kleinbäuer*innen, indigene Gemeinschaften, Frauen – ihre Perspektiven einbringen. Der CFS setzt auf einen menschenrechtsbasierten, inklusiven und transparenten Ansatz, der die strukturellen Ursachen von Hunger in den Mittelpunkt stellt und verbindliche Standards für Staaten schafft.
Forderung nach einer gerechten und nachhaltigen Ernährungspolitik
Wir fordern eine Abkehr von marktorientierten, technokratischen Lösungen und eine konsequente Ausrichtung der Ernährungspolitik an den Menschenrechten. Das bedeutet:
- Förderung von Agrarökologie und bäuerlichen Rechten
- Schutz und Stärkung von Landrechten, insbesondere für Frauen
- Zugang zu eigenem Saatgut und nachhaltiger Agrarforschung
- Beteiligung der Betroffenen an politischen Entscheidungen
- Verbindliche menschenrechtliche Standards für Staaten und Unternehmen
Nur so kann ein gerechtes, nachhaltiges und krisenfestes Ernährungssystem entstehen, das das Recht auf Nahrung für alle Menschen verwirklicht.