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Schönrechnen hilft nicht

Laut Global Footprint Network hat Deutschland am 5. Mai die nachhaltig vorhandenen Ressourcen für das Jahr 2021 aufgebraucht. Doch wann dieser Erdüberlastungstag rechnerisch genau erreicht ist, spielt eigentlich gar keine große Rolle.

Von Johannes Küstner am
Country Overshoot Day 2021

Auf Genauigkeit kommt es noch nicht an

Das Global Footprint Network erklärt, dass die Auswirkungen der Pandemie auf die Ressourcenverbräuche sich so zeitnah nicht akkurat berechnen lassen. Es könnte durchaus sein, dass verringerte Reisetätigkeit und verringerte Produktion auch die Umweltbelastungen noch stärker reduziert haben. Dann wäre der deutsche Erdüberlastungstag also eigentlich dieses Jahr erst ein paar Tage später. Doch auf diese Genauigkeit kommt es aus zwei Gründen nicht an: Erstens sind die „Einsparungen“ durch die Pandemie nicht auf Dauer. Zweitens sind wir noch so weit vom Ziel entfernt, dass ein paar Tage nur einen kleinen Unterschied machen. Lediglich bei Nicaragua, Equador und Indonesien liegt der Erdüberlastungstag zumindest im Dezember.

Der Wunsch nach beruhigenden Zahlen

Es wäre doch so beruhigend, wenn der Erdüberlastungstag endlich ein ordentliches Stück nach hinten verschoben wäre. Wenn die Daten des ökologischen Fußabdrucks uns bescheinigen würden, wie viel wir schon für die Bewahrung der Schöpfung tun. Bei unserem Online-Fußabdruck-Test begegnet mir dieser Wunsch sehr regelmäßig. Umweltbewusste Menschen schreiben mir von ihrer Enttäuschung über das „schlechte Ergebnis“. Sie berichten von ihren umweltschonenden Verhaltensweisen und sind der Meinung, dass ihr Ergebnis doch besser sein müsste. Die hoffnungsvolle Annahme ist meist: Wenn der Test etwas genauer wäre, wenn man die PV-Anlage, das Elektro-Auto und den eigenen Gemüsegarten angeben könnte, dann wäre das Ergebnis doch sicher deutlich besser. Die Wahrheit ist: Es wäre wahrscheinlich nur ein kleines bisschen besser. Es ist schwer in Deutschland allein durch persönliche Verhaltensentscheidungen einen nachhaltigen Fußabdruck zu erreichen. Denn der Umweltverbrauch der Gesellschaft, den man nicht unmittelbar beeinflussen kann, ist zu hoch. Und Verhaltensmöglichkeiten für einem ausreichend niedrigen Fußabdruck gibt es darum oft gar nicht.

Schönrechnen hilft nicht

Irritiert fragen mich Test-Nutzer*innen dann: „Warum wollen Sie den Leuten denn ein schlechtes Gewissen machen? Das ist doch demotivierend!“ Unser Test soll niemandem individuelle Schuldgefühle vermitteln. Der Ökologische Fußabdruck zeigt sachlich auf, wie hoch der Umweltverbrauch tatsächlich ist. Es ist natürlich bedauerlich, dass persönliche Bemühungen nicht ausreichen, um in Deutschland einen nachhaltigen Fußabdruck zu erreichen. Aber Schönrechnen hilft nicht. Die Frage ist: Wie können wir mit dieser schockierenden Diagnose konstruktiv umgehen? Für Menschen, die sich bereits stark um einen niedrigen Umweltverbrauch bemühen, liegt die Antwort eher nicht in der verzweifelten Suche nach noch mehr Einsparpotential.

Rahmenbedingungen verändern

Die Lösung liegt in einer Veränderung der Rahmenbedingungen. Nachhaltige Optionen müssen vorhanden sein. Und damit sie von der Mehrheit genutzt werden, müssen sie attraktiv und günstig sein oder gleich zum Standard gemacht werden. Eine nachhaltige Ernährung wird für alle möglich sein, wenn die Landwirtschaft insgesamt nach den Prinzipien der Agrarökologie funktioniert. Eine nachhaltige Mobilität wird möglich sein, wenn die Infrastruktur für Fahrradfahrer und Fußgänger verbessert wird, nachhaltige Mobilitätskonzepte für ländliche Regionen entwickelt werden und es für Fernreisen bessere Zugverbindungen gibt. Die Themen lassen sich lange fortsetzen. Ideen und Initiativen für die nachhaltige Umgestaltung der Gesellschaft gibt es viele. Und mehr als das: Es gibt sogar Erfolgsbeispiele, wo andere solche Strukturveränderungen für Nachhaltigkeit schon geschafft haben.

Wandel mit Hand und Fuß

Das ist die Idee des Handabdrucks: Menschen können dazu beitragen, dass Rahmenbedingungen für einen fairen Fußabdruck geschaffen werden. Die Verringerung des Fußabdrucks kann mit der Vergrößerung des Handabdrucks ergänzt werden. Wer sich nur um einen niedrigen Fußabdruck bemüht ohne sich für eine nachhaltige Gesellschaft zu engagieren, hat eine begrenzte Wirkung. Wer sich nur politisch engagiert ohne auch das eigene Verhalten zu reflektieren, bleibt unglaubwürdig. Es gehört beides zusammen. Dann ist Wandel mit Hand und Fuß möglich. Deshalb veröffentlichen Germanwatch und Brot für die Welt am 12. Mai 2021 den Handabdruck-Test. Mit diesem Test bekommt man nach sechs Fragen einen konkreten Vorschlag für strukturveränderndes Engagement. Erfolgsbeispiele und Tipps zur strategischen Umsetzung gibt es direkt dazu.

We#MoveTheDate

So können wir gemeinsam den Erdüberlastungstag richtig nach hinten schieben. Mit dem We#MoveTheDate Wettbewerb lädt das Global Footprint Network ein, Lösungen für den gesellschaftlichen Wandel vorzustellen.

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Lachender Junge

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