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Syrien/Irak: "An eine schnelle Rückkehr in die Heimat glauben wir nicht“

Wir treffen Rashid und Nadja bei der Verteilung von Hilfsgütern in der nordirakischen Stadt Bainjan. Sie sind mit ihren Kindern vor zweieinhalb Jahren vor dem Bürgerkrieg aus Damaskus geflohen. Jetzt fühlen sie sich sicher, aber der Alltag ist nicht leicht.

 

Von Anne Dreyer am

Wir treffen Rashid (43 Jahre) und Nadja (35 Jahre) im Ort Bainjan bei Suleymaniah in der kurdischen Region im Nordirak. Sie sind mit drei Söhnen vor zweieinhalb Jahren aus Damaskus in den Nordirak geflohen. Hier in dem kleinen Ort Bainjan bei Suleymaniah kam dann vor eineinhalb Jahren die Tochter Asinad auf die Welt. 

Rashid stammt ursprünglich aus der syrischen Stadt Hassaka. Er hat als Lehrer gearbeitet. Doch mit Beginn des Bürgerkrieges in Syrien 2011 wurde sein Gehalt nicht mehr gezahlt und er ging mit seiner Familie nach Damaskus. Dort verdiente er mit kleineren Handwerks- und Klempnerarbeiten etwas für den Lebensunterhalt. „Die Lage wurde im Sommer 2012 zu unsicher. Mein ältester Sohn Hussein hat einen schweren Hörschaden von den Geschossen, die um uns herum einschlugen. Täglich sahen wir Leichen auf der Straße. Wir sind über die syrische Grenze zunächst nach Dohuk im Norden des Iraks und dann nach Suleymaniah bis hierher nach Bainjan geflohen.“ Rashid und seine Frau Nadja lebten mit den Kindern zuerst auf einer Farm, auf der Rashid als Tagelöhner Arbeit fand. Heute leben sie in zwei einfachen Räumen, die sie notdürftig renoviert haben. Gelegentlich verdient Rashid mit Klempnerarbeiten in der Nachbarschaft Geld, um seine Familie durchzubringen. Seit ein paar Monaten arbeitet er auch wieder als Lehrer in der nahegelegenen Grundschule, die die Partnerorganisation der Diakonie Katastrophenhilfe mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) renoviert hat. Für seinen ehrenamtlichen Einsatz erhält er eine kleine Aufwandsentschädigung, von der er die Miete zahlen kann. Bis heute ist die Familie auf Hilfe angewiesen. Monatlich werden Grundnahrungsmittel wie Öl, Reis, Tomatenmark, Zucker, Salz und Linsen über die Partnerorganisation der Diakonie Katastrophenhilfe verteilt. Demnächst wird das System umgestellt auf Gutscheine, mit denen sich die Familien im Laden selbst die benötigten Waren aussuchen können. „Wir brauchen Windeln und Milch“, sagt Nadja, die die einjährige Asinad auf dem Arm hält.

„An eine schnelle Rückkehr in die Heimat glauben wir nicht mehr“, sagt Rashid. Er fühlt sich sicher, aber es gibt zu wenig Arbeit. „Wie soll ich meinen drei Söhnen und meiner Tochter hier eine Zukunft bieten?“

In Bainjan leben etwa 200 syrische Flüchtlingsfamilien wie Rashid und Nadja leben in sehr einfachen gemieteten Zimmern. Die meisten verdienen nur durch Gelegenheitsjobs als Maler, Handwerker oder Fahrer etwas Lebensunterhalt.  Die Diakonie Katastrophenhilfe konzentriert sich im Nordirak insbesondere auf die Verteilung von Hilfsgütern an Familien, die außerhalb der Flüchtlingslager leben. Laut örtlichen Angaben sind das rund 80 Prozent der innerhalb des Iraks Vertriebenen und etwa 50 Prozent der syrischen Flüchtlinge.  Diese Familien haben schlechteren Zugang zu Hilfen wie Nahrungsmitteln, medizinischer Versorgung oder Schulbildung und zudem eine stärkere finanzielle Belastung  z.B. durch Mieten. Das Flüchtlingslager und damit die stärkere Abhängigkeit von fremder Hilfe ist für viele die letzte Option.

Unterstützt durch Spenden und Mittel des Auswärtigen Amts, erreichte die Diakonie Katastrophenhilfe, mit ihrer kurdischen Partnerorganisation REACH in den letzten Monaten etwa 60.000 Menschen aus Syrien und innerhalb des Iraks Vertriebene mit Hilfsgütern wie Nahrungsmitteln, Decken, Kochgeschirr. In den Städten Bazyan und Bainjan (Provinz Suleimaniyah) wurden in Zusammenarbeit mit dem lokalen Partner zwei Gemeindezentren eröffnet, ein drittes, im Zentrum der Stadt Suleimaniyah, wird momentan eingerichtet. In den Zentren finden Kurse und Beratungen statt, um den ankommenden Familien die Integration zu erleichtern und sie in der Überwindung der durch Flucht und Gewalt erlebten Traumata zu unterstützen.

Mit der Aktion "Die größte Katastrophe ist das Vergessen" rücken Caritas international und die Diakonie Katastrophenhilfe jedes Jahr zwischen dem Weltflüchtlingstag am 20. Juni und dem Tag der Humanitären Hilfe am 19. August Katastrophen in den Vordergrund, die wenig bis gar keine Beachtung in der Öffentlichkeit und den Medien finden. In 2015 blicken wir auf die Menschen, die durch den Syrien/Irak-Konflikt auf der Flucht sind sowie Rashid und Nadja und ihre Kinder.

 

 

 

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