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Ist Fairtrade Kaffee von minderer Qualität?

Von Dr. Petra Kohts am

In einem Artikel vom 29.01.2015 hat Zeit Online einen Beitrag zur Qualität fair gehandelten Kaffees veröffentlicht. Darin schreibt der Autor unter der Überschrift "Das Geschäft mit dem schlechtem Geschmack" unter anderem, dass vor allem der minderwertige Teil der Kaffeeernten in Fairtrade Kaffees hineinfliesst. So ein wenig fühlt man sich da wieder an die Anfänge des Fairen Handels zurückversetzt  und die nicht enden wollende Diskussion über den Geschmack von fair gehandeltem Kaffee.

Es überrascht also, wenn man nun einen Beitrag liest, der hier erneut die Fragen von einem "Geschäft mit dem guten Gewissen" aufgreift. Zu guter Letzt steht im Artikel folgendes Zitat: "Allerdings kann ich dann auch zu Weihnachten etwas spenden. Das ist die gleiche grobe Gießkanne". System nicht verstanden! Fairtrade hat direkt Stellung zu den gemachten Vorwürfen zur Bohnenqualität und den Preisen, die dafür gezahlt werden, genommen:

Im Artikel „Das Geschäft mit dem schlechten Geschmack“ stellt der Autor die These auf, Fairtrade-Kaffee habe automatisch eine schlechtere Qualität. Dieser These widersprechen wir.

Fairtrade hat längst die Nische verlassen, in der Verbraucher womöglich aus Solidarität bereit waren, ein Produkt minderer Qualität zu konsumieren. Fairtrade-Kaffee unterliegt wie alle anderen Produkte den Marktmechanismen, indem sie sich täglich über den guten Geschmack auf dem Markt beweisen müssen. Über 40 verschiedene Kaffeeröster, von J.J.Darboven, Gepa, Tchibo bis zu Starbucks bieten fair gehandelten Markenkaffee an. Fairtrade-Kaffees durchlaufen dort dasselbe Qualitätsmanagement. Und Verbraucher honorieren diese Vielfalt durch eine vermehrte Nachfrage nach Fairtrade-Kaffee.

  • Dieter Overath, Geschäftsführer von TransFair e.V.: "Die Aussagen des Artikels diskreditieren sowohl hunderttausende Fairtrade-Bauern, als auch renommierte Kaffeeröster und unterstellt Millionen von Fairtrade-Verbrauchern einen schlechten Geschmack."
  • Frank Hilgenberg, Geschäftsführer J.J.Darboven GmbH & Co. KG: "Wir bei J.J.Darboven haben jeden Tag hochzufriedene Kunden für unsere Fairtrade Marke Café Intención. Daher können wir die aktuelle Kritik an der angeblich schlechteren Qualität von Fairtrade Kaffee in den Medien überhaupt nicht nachvollziehen, ganz im Gegenteil. Wir bemerken nach wie vor eine steigende Nachfrage für Fairtrade Kaffee. Als Kaffeeröster entscheiden wir über die Rohkaffeequalitäten, die wir einkaufen und haben auch bei Fairtrade-zertifiziertem Rohkaffee höchste Anforderungen. Deshalb entscheiden sich Endverbraucher, aber auch z.B. anspruchsvollste Gastronomen und Hoteliers für Café Intención."
  • Achim Lohrie, Direktor Unternehmensverantwortung beim deutschen Marktführer Tchibo: "Tchibo produziert ausschließlich Kaffees in Spitzenqualität. Für Fairtrade gesiegelte Produkte machen wir keine Ausnahme. Und das honorieren unsere Kundinnen und Kunden mit Ihrer Kaufentscheidung."

Ziel von Fairtrade ist es, die wirtschaftliche und soziale Situation von Bauern und Arbeitern im globalen Süden zu verbessern. Dabei bilden die in den Fairtrade-Standards festgelegten Vorgaben – wie etwa die für viele Rohstoffe festgelegten Mindestpreise und vorgeschriebenen Prämien – die elementarsten und am stärksten sichtbaren Werkzeuge für die Entwicklung von Kleinbauern und Arbeiterorganisationen. Die positive Wirkung ist vielfach belegt¹.

Die Fairtrade Zertifizierung umfasst keine Absatzgarantien, sondern bietet Kleinbauern die Möglichkeit für eine differenzierte Vermarktung ihres Kaffees. Kleinbauernorganisationen erhalten durch ihre Verkäufe unter Fairtrade-Bedingungen einen kostendeckenden Preis sowie einen Aufschlag für nachhaltige und soziale Entwicklung. Auf dem deutschen Markt sind rund 70 Prozent des Fairtrade-Kaffees zusätzlich Bio-zertifiziert. Der Fairtrade-Mindestpreis stellt dabei ein Sicherheitsnetz nach unten dar, falls der Börsenpreis so niedrig ist, dass eine kostendeckende Produktion nicht mehr möglich ist. Oberhalb des Mindestpreises ist der Verhandlungsspielraum offen: Für eine bessere Qualität kann eine Fairtrade-Kooperative einen höheren Preis mit dem Importeur aushandeln. Gleichzeitig gilt für den Importeur: Der höhere Preis, den er aufgrund der Fairtrade Sozial- und Umweltstandards sowie der Fairtrade-Prämie zahlt, muss sich für ihn auch in einer adäquaten Qualität widerspiegeln.

Die Qualität ist dabei mitnichten willkürlich, sondern wird vertraglich festgelegt. Grundsätzlich ist jeder Handel mit Erzeugern auf Augenhöhe zu begrüßen. Doch der unmittelbare Vergleich von Fairtrade mit Direct Trade hinkt: Erstens liegt der Schwerpunkt der Direct Trader auf Spezialitätenkaffees, die ein Nischenpublikum ansprechen. Zweitens beruft sich Direct Trade nicht auf internationale Standards. Die vertraglichen Rahmenbedingungen, Anforderungen an Sozial- oder Umweltbedingungen sind demnach nicht einheitlich geregelt und können von einem Direct Trader zum anderen oder von Einkauf zu Einkauf variieren.

Fairtrade ist dagegen eine Bewegung, die auf international gültigen und konsistenten Standards beruht, die soziale, ökologische und ökonomische Kriterien umfassen. Kaffee mit dem Fairtrade-Siegel stammt immer von Kleinbauernorganisationen ist zu 100 Prozent physisch rückverfolgbar. Die Organisationsstrukturen von Kaffee-Kleinbauern (keine Kaffeeplantagen) und ihre Position im Welthandel werden durch den Verbund in Kooperativen, durch Schulungen und Beratung vor Ort und durch die Standards, stabile Preise und Prämien gestärkt. Nicht zuletzt sind die Produzenten gleichberechtigte Miteigentümer und aktive Gestalter der Fairtrade-Bewegung, die sich in ihrem Sinne weiter entwickelt.

 

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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