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Fisch ist keine Privatsache

Von Francisco Marí am

Deutsche wie westafrikanische Kleinfischer sehen sich durch die beständige Ausweitung der industriellen Fischerei mit ihren Überkapazitäten und ökologisch bedenklichen Fangmethoden bedroht. Diese Auswirkungen der Europäischen Fischereipolitik thematisierte am Wochenende die Fachtagung „Wem gehört der Fisch“ in Bremerhaven. Die Tagung, organisiert vom Evangelische Entwicklungsdienst (EED) und Fair Oceans, zielte dabei auf die anstehende Reform der Fischereipolitik der EU ab.

Gleich zu Beginn der Tagung verdeutlichte Rainer Froese vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften aus Kiel am Beispiel des Kabeljaus, wie die bisherige EU-Fischereipolitik zur Überfischung der Bestände in den europäischen Gewässern beigetragen habe. Statt den wissenschaftlichen Empfehlungen zur Reduzierung der Fangquoten zu folgen, hätte die Politik sich von Lobbyisten der Fischereiwirtschaft zu höheren Fangquoten drängen lassen. Die aktuellen Reformvorschläge sieht Froese nun durchaus positiv, allerdings waren sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Tagung darin einig, dass erst die weiteren Verhandlungen und eine konsequentere Umsetzung der Maßnahmen zur Regulierung der Fischerei zeigen werden, ob diese Einschätzung richtig ist.

Im weiteren Verlauf der Tagung wurde der Vorschlag der EU-Kommission für eine EU-weit verpflichtende Einführung von handelbaren Fangrechten, die für 15 Jahre vergeben werden sollen, kontrovers diskutiert. Nina Wolff, Koordinatorin des Bündnisses OCEAN 2012, wies diese Regelung als Schritt hin zu einer Privatisierung der Meere und Fischgründe zurück. Kai Kaschinski von Fair Oceans führte aus: „Die See und ihre Fischbestände sind ein Gemeingut, sie zu privatisieren und mit ihnen Handel zu treiben, widerspricht diesem Gedanken und entzieht der Öffentlichkeit und den Behörden für lange Zeit die Möglichkeit umfassend Einfluss auf die Art und Weise der Fischerei zu nehmen.“

Kaschinski fügt hinzu, eine langfristige Privatisierung der Fangrechte würde auch in den Entwicklungsländern den Grundkonflikt zwischen industrieller und Kleinfischerei zusätzlich verschärfen. Kapitalkräftige europäische, japanische oder nordamerikanische Fischereikonzerne würden damit in die Lage versetzt, sich in fremden Gewässern dauerhaft Fangrechte zu sichern. Klare Kritik kam auch von Gaoussou Gueye, Generalsekretär des Westafrikanischen Kleinfischereiverbandes „CAOPA“. „Schon jetzt müssen sich unsere Pirogenkapitäne gegen die unfaire, manchmal auch illegale Konkurrenz von Trawlern aus Europa und Asien erwehren. Die Fischgründe zu einer handelbaren Ware zu machen, wäre mit Sicherheit der Ruin für unsere meist kapitalschwachen Kleinfischer.“ Mit Interesse wurden auch die anderen Beiträge der Podiumsgäste zur externen Dimension der EU-Fischereipolitik und deren Folgen für die Fischerei und Ernährungssicherheit in den Entwicklungsländern verfolgt.

„Die EU trägt Verantwortung für die Ernährungssicherheit der Küstenländer, in denen eine EU-Flotte fischt. Diese Verantwortung darf nicht auf die 16 Staaten reduziert werden, mit denen es Fischereiabkommen gibt“, sagte Francisco Mari, EED-Fischereiexperte. „Wir fordern die EU auf, allen Staaten Entwicklungspartnerschaften anzubieten, in denen EU-Schiffe fischen oder aus denen die EU Fisch bezieht. Nur so ermöglichen wir es den dortigen Kleinfischern ihre Bestände nachhaltig und letztlich eigenständig zu bewirtschaften. Zudem: Fisch muss als lebenswichtige Eiweißquelle für die Menschen in den jeweiligen Entwicklungsländern erhalten bleiben. Die Minderung von Armut und Hunger in den Entwicklungsländern ist eine Verpflichtung, die alle EU Länder übernommen haben. Hier spielen die weltweiten Fischressourcen eine ganz wesentliche Rolle“, so Mari. Dazu gehöre nach übereinstimmender Meinung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung zudem auch der nachhaltige Wiederaufbau der europäischen Fischbestände. Erst dann wäre es für europäische Trawler nicht mehr notwendig, auf allen Weltmeeren dem letzten Fisch hinterher zu jagen.

 

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