In Durban sind die Verhandlungen in eine beachtliche Verlängerung gegangen. Noch immer sitzt das Plenum zusammen. Dabei war gestern der letzte planmäßige Sitzungstag. Ich bin schon seit einigen Tagen wieder in Deutschland und habe die Verhandlungen aus der Ferne weiterverfolgt. Über Emailverteiler tauschen die Beobachter Informationen aus: Notizen aus Sitzungen, Aussagen von Delegierten, Einschätzungen der Textentwürfe. Die Informationsflut ist gewaltig. Allein über die Hauptverteilerliste des Climate Action Network sind heute schon über 90 Emails bei mir eingegangen - und der Tag ist noch lange nicht vorbei. Die Spannung ist enorm.
Es ist merkwürdig festzustellen, wie wenig in Deutschland in den Medien über die COP17 berichtet wird. Der Euro scheint wichtiger. Viele Menschen, mit denen ich heute zusammen war, wussten gar nicht, dass in Durban gerade Klimaverhandlungen stattfinden. Eine junge Mutter, die ich fragte, ob sie die Klimaverhandlungen verfolge, sagte: "Ich bin erst vor einigen Monaten nach Stuttgart gezogen und konnte hier noch gar nicht wählen." Da ist es ein seltsames Gefühl, wenn man selbst nicht aufhören kann, in den Mails den aktuellsten Verhandlungsstand zu verfolgen.
Die Präsidentin der Verhandlungen Maite Nkoana-Mashabane appelierte gerade an das Plenum, den Wert der möglichen Kompromisse für ein Ergebnispaket anzuerkennen: "I think we all realise they are not perfect, but we should not let the perfect become the enemy of the good and the possible." Was wird das Ergebnis sein? Wird es gelingen verbindliche Vereinbarungen für die Zeit ab 2012 zu treffen? Wird der Klimafonds so auf den Weg gebracht, dass er schnell zusätzliche Gelder für Anpassungsmaßnahmen in den verwundbarsten Ländern zur Verfügung stellt? Mal sehen, wie lange die Verhandlung noch dauert. Die Spannung bleibt.