Gift Dirani (65) und seine Frau Evelyn (61) leben mit 5 ihrer 11 Kinder und 3 Enkelkindern auf ihrem Hof in Nyanyadzi, Chimanimani an der Ostgrenze Simbabwes. Die Region hat eine schwere Dürre erlebt und ist vom Klimawandel stark betroffen. Dadurch sind die Kleinbauern von großen Verlusten bei der Ernte und dem Viehbestand bedroht.Projektpartner: Towards Sustainable Use of Resources Organisation (TSURO)
Hunger

Schwere Hungerkrisen nehmen zu

Die Zahl der Hungernden ist sprunghaft gestiegen und wird sich weiter erhöhen wegen des Ukraine-Kriegs und seiner wirtschaftlichen Folgen. Wenn die Weltgemeinschaft nicht gegensteuert, wird es insbesondere in Afrika zu schweren Hungerkrisen und sogar Hungersnöten kommen.

Mehr Hunger auf der Welt

Die Zahl der Hungernden steigt seit 2014 wieder an, in den vergangenen Jahren sogar rapide. Aktuell hungern bis zu 783 Millionen Menschen weltweit, das sind fast zehn Prozent der Weltbevölkerung. Die Essensknappheit hat viele Gründe wie den Ukraine-Krieg, die weltweite Teuerung und Ernte-Ausfälle durch die Klimakrise. Das verknappt Nahrungsmittel und beeinflusst die Preise, wodurch zahlreiche arme Menschen sich ihr Essen schlicht nicht mehr leisten können. Hunger ist also auch eine Folge von Armut.

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Hungersnöte absehbar

Von Hunger besonders betroffen sind Afghanistan, Nigeria, Somalia, Südsudan und Jemen. Seit 2023 gehören auch Haiti, der Sudan und die Sahel-Staaten Burkina Faso und Mali dazu. Die Gefahr von Hungersnöten ist dort extrem hoch.

Eine Hungersnot ist unter anderem dadurch definiert, dass pro Tag zwei Menschen von 10.000 sterben. Da Hungersnöte oft lange dauern und große Teile der Bevölkerung betreffen, sind sehr viele Todesopfer zu erwarten, weshalb man auch von einer Hungerkatastrophe spricht. Aber schon vorher leiden die Menschen erheblich.

Weitere Länder mit Hungerkrisen

In zahlreichen anderen Ländern ist die Gefahr von Hungersnöten ebenfalls hoch. Dazu gehören Äthiopien, Kenia und Syrien sowie Libanon, Malawi und Guatemala. Sie und noch mehr Länder leiden unter der weltweiten Nahrungskrise, insbesondere weil die Staaten zu wenig Devisen-Reserven haben, um die gestiegenen Preise zu bezahlen. So werden Nahrungsmittel dort noch teurer und die arme Bevölkerung muss hungern.

Mangelernährung zerstört Zukunft

Hungerkrisen und Hungersnöte kündigen sich durch Mangelernährung an. Die Menschen können sich zwar noch mit genug Energie versorgen, aber ihre Ernährung ist so einseitig, dass ihnen lebenswichtige Nährstoffe fehlen wie Vitamine, Proteine, Zink, Jod oder Eisen. Das macht die Menschen schwach und krank, und Kinder wirft es in ihrer Entwicklung zurück. Diesen Entwicklungsrückstand können Kinder oft nicht wieder aufholen, mit entsprechend negativen Folgen für ihr ganzes Leben.

Hunger erfolgreich bekämpfen

Um Hunger und Mangelernährung nachhaltig zu bekämpfen, muss die Welt nicht nur Kriege beenden und in Zukunft verhindern, sondern auch die Klimakatastrophe vermeiden. Extremwetter wie Dürren und Überschwemmungen vernichten bereits heute ganze Ernten. Mit der zügigen Umsetzung der globalen Energiewende lassen sich viele dieser Probleme lindern oder beheben, die nicht nur arme Menschen in den Hunger treiben, sondern den ganzen Planeten bedrohen.

Brot für die Welt ist in den von Hungerkrisen betroffenen Ländern zum Teil schon seit Jahren aktiv und hilft den Menschen, sich an den Klimawandel anzupassen. Unsere Partner vor Ort verteilen etwa dürre-resistentes Saatgut und lehren nachhaltige Anbau-Methoden für bessere Ernten. Wir unterstützen Viehzüchter, verbessern die Wasserversorgung und organisieren Schulessen, damit die Kinder sich trotz der Umstände gut entwickeln können.

Hunger: Fragen und Antworten

Hunger beschreibt das subjektive Empfinden eines Menschen, wenn er zu wenig isst. Ein ständiges Hungergefühl kommt auf, wenn der Mindestbedarf von etwa 2.100 Kilokalorien pro Tag über einen längeren Zeitraum nicht gedeckt ist. Diese Unterernährung führt zu Konzentrationsschwäche und Leistungsabfall. Hungernde sind schwach und apathisch, ihr Immunsystem ist anfällig für Krankheiten.

Wenn Menschen aufgrund von Kriegen oder Katastrophen für eine begrenzte Zeit weniger zu essen haben, als sie benötigen, spricht man von akutem Hunger. Haben sie dauerhaft zu wenig zu essen, leiden sie unter chronischem Hunger. Chronischer Hunger ist die häufigste Form von Hunger weltweit, Hauptursache dafür ist Armut.

Wenn ein Mensch zwar ausreichend Kalorien zu sich nimmt, seiner Nahrung aber lebenswichtige Vitamine, Proteine, Zink, Jod oder Eisen fehlen, sprechen wir von Mangelernährung. Die Organe von Menschen, die über längere Zeit mangelernährt sind, funktionieren nicht mehr einwandfrei. Beispielsweise kann der Mangel an Vitamin A zu Blindheit führen und dauerhafter Eisenmangel zu Blutarmut (Anämie).

Mangelernährung trifft besonders häufig Frauen und chronisch Kranke. Der Mangel an Mikronährstoffen wird auch „versteckter Hunger“ oder „verborgener Hunger“ genannt.

Wenn viele Menschen in einer Gegend nicht ausreichend zu essen haben und Nahrungsmittel knapp sind, spricht man von einer Hungersnot. Offiziell muss jedoch eine Regierung oder die UNO eine Hungersnot ausrufen. Dazu müssen sie die Situation als Phase 5 (Hungersnot) auf der IPC-Skala (Integrated Food Security Phase Classification) einschätzen, einer Skala zur Angabe der Ernährungssituation in einem Land.

Wenn noch nicht alle Kriterien erfüllt sind, spricht man von Hungerkrise. Die offizielle Definition von Hungersnot umfasst, dass mindestens zwei Menschen pro 10.000 Einwohner zu wenig zu essen haben und sterben, mehr als 30 Prozent der Kinder unter fünf Jahren akut mangelernährt sind und mindestens in jedem fünften Haushalt Nahrungsmittel oder Trinkwasser fehlen.

Bis zu 783 Millionen Menschen litten im Jahr 2022 laut Welternährungsorganisation an Hunger. Das sind rund 120 Millionen Menschen mehr als vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Alle 13 Sekunden stirbt ein Kind unter fünf Jahren an den Folgen von Hunger und Mangelernährung. Besonders viele Menschen hungerten in der Demokratischen Republik Kongo, in Afghanistan, Äthiopien und im Jemen.

Frauen und Kinder sind stärker betroffen als Männer. Rund 150 Millionen Kleinkinder leiden an Wachstumsstörungen infolge der Unterernährung, 45 Millionen Kinder sind zu dünn. Seit 2015 nimmt die Zahl der Hungernden wieder zu. Besonders auf dem afrikanischen Kontinent stieg sie sprunghaft an.

Für Kinder ist es entscheidend, dass sie gerade in ihren ersten 1.000 Lebenstagen ausreichend zu essen haben. Chronische Unterernährung führt bei Kindern dazu, dass sie für ihr Alter zu klein und zu leicht sind. Oft ist die motorische Entwicklung verzögert, sie sind anfälliger für Krankheiten und ihre geistigen Fähigkeiten sind beeinträchtigt. Erwachsene sind schwach und antriebslos, können nicht mehr arbeiten und sind anfälliger für Krankheiten. Im schlimmsten Fall führen Hunger und Unterernährung zum Tod.

Hunger führt oft in einen Teufelskreis. Menschen müssen beispielsweise ihr Vieh für Essen verkaufen, doch damit fehlt ihnen das Einkommen, das sie vorher mit dem Verkauf von Milch oder Eiern erwirtschaftet haben. Mit weniger Einkommen wiederum können sie weniger Nahrungsmittel kaufen. Oder ein ungeborenes Kind wird aufgrund von Unterernährung der Mutter nur unzureichend im Mutterleib versorgt, zu früh geboren, ist in seiner körperlichen und geistigen Entwicklung beeinträchtigt, schafft später die Schule nicht, lebt selbst wieder in Armut und hat nicht genug Geld für Nahrungsmittel.

Die Hauptursache für Hunger ist Armut. Wer zu wenig Geld hat, kann nicht genug zu essen kaufen. Steigen die Preise, hat er noch weniger zu essen. Konflikte und Kriege verursachen ebenfalls häufig Hunger. Geflüchtete müssen oft alles zurücklassen, können ihre Felder nicht mehr bestellen, verlieren ihr Einkommen, ihren Besitz, ihre Ersparnisse. Die Transportwege werden durch Konflikte unsicher oder zerstört, sodass die Preise für Nahrungsmittel steigen.

Mit der Klimakrise steigt das Risiko für Extremwetter, wodurch die Ernten geringer ausfallen. Nicht zuletzt ist die weltweit ungleiche Verteilung von Reichtum Ursache dafür, dass viele Menschen hungern. Hinzu kommen unfaire Handelsabkommen, die dem globalen Norden Profite verschaffen, während die Kleinbauern im globalen Süden ausgebeutet werden.

Konflikte wie in Afghanistan, Syrien oder Jemen führen dazu, dass mehr Menschen hungern. Der Ukraine-Krieg zeigt, wie sich ein Konflikt auf den Weltmarkt auswirkt und lässt die Preise für Weizen, Dünger oder Speiseöl in die Höhe schnellen. Das gefährdet Millionen von Menschen weltweit. Hinzu kommen die Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Durch die Pandemie haben Millionen Menschen ihre Arbeit verloren und damit auch ihr Einkommen, sie hatten kein Geld, Nahrungsmittel zu kaufen, und aufgrund von Lieferkettenproblemen sind die Preise gestiegen. Das alles wirkt noch nach, auch wenn sich die Lage für viele Menschen langsam verbessert.

Die Klimakrise wirkt sich jetzt schon vielerorts auf Anbau und Ernten aus, Extremwetter machen Ernten zunichte, Dürrezeiten werden länger und lassen Felder vertrocknen, Wasser wird immer knapper und das Vieh stirbt, hinzu kommen Heuschreckenplagen.

Ja, denn die Ukraine ist einer der größten Exporteure von Getreide weltweit, aber Russland blockiert die Häfen und vermint das Schwarze Meer. Das Getreide kann so nicht in andere Staaten transportiert werden, die von der Ukraine stark abhängig sind. Viele Anbauflächen in der Ukraine sind außerdem vermint, Felder können nicht oder nur unter großer Gefahr bestellt werden. Landwirte rechnen für diesen Sommer mit mindestens einem Drittel weniger bei der Weizenernte, sie prognostizieren 20 Millionen Tonnen statt 33 Millionen. Die Folge: Der Weizenpreis steigt und die Spekulanten an den Börsen machen Gewinn.

Großeinkäufer wie das Welternährungsprogramm, das bisher große Mengen Weizen einkaufte, um es in Regionen mit Hungerkrisen oder Hungersnöten zu verteilen, fehlt das Geld für die gestiegenen Preise. Staaten wie die Demokratische Republik Kongo oder Ägypten hingen bisher stark vom Weizen aus der Ukraine ab. Indien, auch ein wichtiges Anbauland für Weizen, verhängte vorübergehend einen Exportstopp für indischen Weizen, um die Ernährung der eigenen Bevölkerung zu sichern.

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