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Ausflug zum Kloster Jumati in Georgien

Die Freiwillige Noémi Böttcher nimmt uns mit auf ihren erlebnisreichen Ausflug zum Kloster Jumanti in Georgien.

Von Sandra Lüttke am

So entspannt wie in dem ersten kleinen Auto ist es für uns vier Freiwillige in keinem weiteren mehr auf unserem Ausflug nach Jumati. Nach dem kleinen Einkauf unserer Wegzehrung geht es in nördlicher Richtung raus aus Ozurgeti, entlang an Wohnhäusern, die mehr oder weniger alle gleich aussehen. Meist sind sie zweistöckig, haben eine Betontreppe seitlich am Haus und einen Hof mit Hühnern, Osterglocken und blühenden Obstbäumen. Wir laufen eine ganze Weile in die gewünschte Richtung, immer das Quaken von Fröschen im Ohr, die sich im nahegelegenen Biotop scheinbar wohlfühlen. Es dauert etwas bis das nächste Auto uns mitnimmt. Ein weißer Minibus hält, wir steigen ein und quetschen uns zwischen den Mitfahrer, einen leeren Wassertank, Einkäufen und die Türen. Mit der richtigen Mischung aus traditionell schmalziger und auflebend mitreißender Musik legen wir uns leicht in die Kurven als es zehn Minuten lang Hügel auf und ab geht. Am Wegweiser Richtung Kloster werden wir abgesetzt und los geht es etwa zwei Stunden zu Fuß die Klosterstraße bergauf. Der Frühling beginnt hier im westgeorgischen Gurien. Die Bäume tragen bereits kleine Blättchen oder Blüten. Kälber grasen unter Bäumen und schauen uns Passant*innen hinterher. Hunde bellen und verteidigen ihre Grundstücke. Wir wollen weiter, immer mit dem kleinen, noch schneebedeckten Kaukasus im Rücken und der zwischen Bäumen versteckten, näher kommenden Kirchensilhouette vor uns. Wir kommen an Männern vorbei, die eine Art Abfluss betonieren und gleichzeitig die Böschung abbrennen. Warum sie das tun fragen wir uns. Leider fehlt uns aber das passende georgische Vokabular, sodass es beim Spekulieren bleibt. Hoffentlich haben sie ein Auge darauf, denn es geht schnell, dass das Feuer sich ausbreitet. Keine 10 km entfernt brennen nämlich bereits die Wälder von Vakijvari und Gomi. Von Ozurgeti aus sind Rauchschwaden zu sehen. Es wird anstrengender je höher wir kommen. Der Weg steiniger und steiler. Es ist geradezu ein Wunder, dass hier die alten Ladas den Berg hinauf kommen. Wobei… Vielleicht liegt es auch am Training. Schon seit Jahrhunderten und auch während der Sowjetzeit war die Klosteranlage ein wichtiger Ort, der von orthodoxen Gläubigen regelmäßig besucht wurde. Oben angekommen staunen wir. Im Süden liegt die verschneite Bergkette des kleinen Kaukasus. Die Sonne bescheint die Spitzen, ansonsten ist es bewölkt und die Sicht nicht wirklich klar. Gomis Mta, der höchste Berg Guriens, scheint noch größer von hier oben zu sein als vom näheren Ozurgeti aus. Davor die Kleinstadt und Dörfer drum herum, kleinere grüne Hügel und die sich vorbeiwindenden Flüsse Natanebi und Supsa, die in Richtung Westen zum Meer fließen. Kobuleti und Batumi sind wegen der Wolkendecke nicht zu sehen, wir erkennen jedoch Frachter vor Poti, einem der größten Schwarzmeerhäfen Georgiens, etwas weiter oben an der Küste. Würde man der Küstenlinie folgen, dann kämen bald Zugdidi und die abtrünnige Region Abkhasien. Krisengebiet seit Jahren. Im Osten lassen sich Bergspitzen des großen Kaukasus erahnen. Irgendwo dort glitzert auch der aus Kutaisi kommende Fluss Rioni. Wir genießen unser Käsebrot beim tollen Ausblick auf einer wackligen Bank vor der kleinen Kirche. Ein Mönch in Begleitung seines erst 10 Monate alten, aber bereits jetzt schon riesigen, weißen georgischen Hütehund erzählt uns etwas über die Kirche und lädt uns ein sie von innen zu besichtigen. Wir dürfen auch ohne Rock und Kopftuch eintreten, was normalerweise Vorschrift ist. Wir lernen jedoch, dass vor allem das Herz am richtigen Fleck sitzen muss. Der Mönch zeigt uns alte Gemälde, Ikonen von verschiedenen Heiligen und schließlich scheinbar mit Stolz einen Schrein mit Schädeln und Knochen. Sie stammen wohl von Mönchen, die von Kommunist*innen im letzten Jahrhundert umgebracht worden sind. Allgemein soll der Boden um die Kirche und das Kloster herum noch einige Gebeine beherbergen. Im lauen Wind wird es frisch. Wir brechen also auf, versuchen den Hund abzuschütteln, der Gefallen an unseren Hosenbeinen gefunden hat, und gehen nun mit stetem Blick auf die Berge denselben Weg zurück. Bergab ist es weniger anstrengend, weswegen wir bald auf das Corona-Virus und die Situation in Europa zu sprechen kommen. Wir sind uns einig, dass wir noch nicht bereit sind das Land zu verlassen, dass wir jetzt gerade erst wirklich angekommen und noch viel sehen und erreichen wollen. Erst ungefähr 30 bestätigte Fälle gibt es in und um Tbilisi, einige 100 Menschen müssen sich in Quarantäne aufhalten. Wir fühlen uns sicher und vertrauen auf die Besonnenheit unserer Organisation. Ideen kommen zeitgleich mit der Lust auf diese Zeit nicht unbedingt nur zuhause im Home Office zu verbringen. Reisepläne. Nur einige Orte konnten wir im Herbst besuchen. Der Frühling soll besonders geeignet und schön sein für mehrtägige Ausflüge, zum Wandern über Bergwiesen oder Besichtigen von Höhlenklostern. Viele Ideen haben wir. Irgendwann hält ein Auto und bietet an uns bis zum nächsten Dorf mitzunehmen. Eng aber lustig ist es zu fünft auf der Rückbank des kleinen Ladas. Ganz anders in der folgenden Mitfahrgelegenheit: der Fahrerkabine eines Lastwagen. Schon vormittags ist er uns begegnet, nun nimmt er uns mit. Zwei von uns setzen sich auf die Liege, zwei auf den Beifahrersitz. Gemächlich und manchmal im Leerlauf geht es zurück in Richtung Ozurgeti. Hoch über der Straße fühlt es sich ab und zu wie schweben an. Noch einmal müssen wir das Gefährt wechseln. Die Beifahrertür des Lastwagens ist gerade geschlossen als ein Transporter hält und uns zwischen Angelruten, Brottüten und halbvolle Flaschen hinten auf der Ladefläche mitnimmt. Wir treffen uns noch mit dem amerikanischen Freiwilligen meiner Organisation in einer Kneipe zum Essen, Trinken und Austauschen. Er erwähnt, dass es sein kann, dass Peace Corps seine Freiwillige bald ausreisen lässt. Typisch amerikanisch, denke ich. Angst vor nichts. Georgien geht es momentan gut. Als es später nach Hause gehen soll, sammeln wir unbeabsichtigt eine ganze Horde an Straßenhunden ein. Nachts sind sie die Herren und Damen der Straßen. Keine Ahnung, ob sie uns begleiten, beschützen oder beriechen wollen. Wir sind müde und haben die Befürchtung, dass nach dem Hund beim Kloster ein weiterer uns zu nahe kommt. Wir steigen schnell in ein wartendes Taxi und fahren zurück in mein Dorf Dvabzu. Es ist noch immer bewölkt, sodass weder Mond noch Sterne zu sehen sind. Es wäre der krönende Abschluss dieses Tages. Zwei Tage später erfahre ich, dass sich sämtliche Peace Corps Freiwillige in Tbilisi einfinden müssen und einen Tag später ausreisen werden. Ich bin schockiert und male mir aus wie es in kommender Zeit sein wird, wenn ich vor allem zuhause sein werde. Einige Stunden nach der eiligen Verabschiedung meines Mitfreiwilligen liegt eine Mail im Posteingang. Betreff: Rückreise nach Deutschland.        Autorin Noémi Böttcher

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