(Bonn, 12.04.2006) Wenn sich die Gouverneure der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds am 22. und 23. April 2006 in Washington zu ihrem Frühjahrstreffen zusammenfinden, werden sie sich fragen müssen, welche Bedeutung ihnen überhaupt noch für die Lösung globaler Probleme zukommt.
Der neue Präsident der Weltbank Paul Wolfowitz ist ein Mann, der sich das "Saustall ausmisten" auf die Fahne geschrieben hat. Den im eigenen Haus und die in den Entwicklungsländern. Er hat der Korruption den Kampf angesagt. Das ist honorig, außerdem interessiert es die Medien. Aber wer mit dem "Mist" im eigenen Haus beschäftigt ist, wird wenig gegen Armut, Überschuldung oder die Ausbreitung von HIV/AIDS unternehmen können. Bisher hat Wolfowitz Gelder für Kenia, Kongo, Indien, etc. gestoppt. Wenn nicht bald alternative Durchführungsoptionen gefunden werden, wird denjenigen, für die die Projekte gedacht waren, in Indien z. B. Zehntausende von Medikamentenempfängern, nachhaltiger Schaden zugefügt.
"Auch der Internationale Währungsfonds kämpft um seine Bedeutung", sagt Peter Lanzet, Experte für die Internationalen Finanzinstitutionen beim Evangelischen Entwicklungsdienst, der die Tagung in Washington beobachten wird. Eine Reform seiner starren Liberalisierungspolitik und seiner USA- Abhängigkeit sind dringend erforderlich. Außerdem muss das wirtschaftliche Erstarken von China, Korea, Mexiko, Türkei, etc. Ausdruck in den Entscheidungsgremien erhalten. Der Fonds muss aufhören, den Entwicklungsländer eine Nebenrolle zuzuweisen. Die riesigen Finanzreserven Chinas müssen für die Aufgaben der Stabilisierung der globalen Finanzarchitektur eingebunden werden. Die asiatischen Länder drohen damit einen eigenen Asiatischen Währungsfonds zu eröffnen. Geld dafür haben China, Korea, Ma-laysia, Taiwan, etc. in Hülle und Fülle. Nur politisch können sie sich nicht einigen. Letztlich geht es darum, dass der Internationale Währungsfonds die Globalisierung nicht länger führungslos gewähren lässt, sondern sie aktiv steuern hilft, sagt Peter Lanzet. Nur wenn er diese Bedingung erfüllt, sollte er seinen Einfluss auf das internationale Finanzgeschehen wieder zurückgewinnen. Insbesondere soll der Fonds die Welt vor Finanzschocks bewahren, die - wie die Asienkrise- die Armen besonders schlimm treffen.
Der EED und die deutsche Entschuldungskampagne "erlassjahr.de" laden zu einem
Pressehintergrundsgespräch zu den Themen der Frühjahrstagung ein.
Zeit: Donnerstag, 13.April 2006. 12.30 -13.30 Uhr
Ort: Bundespressekonferenz Bonn, Welckerstr. 11, Bonn, Raum 3.304
Weitere Informationen?
EED, Peter Lanzet, 0228 8101 2300, 0170 81 31 191, peter.lanzet@eed.de