Verschiedene Samen, Körner und Bohnen. Namen bezogen auf Bild Peru167 von links nach rechts und von oben nach unten: Weizen (Triticum L.), Haba (Vicia faba), Chocho (Lupinus mutabilis), Leinsamen (Linum usitatissimum), Gerste (Hordeum vulgare), Gelber Mais (Zea mays), Linsen (Lens), Quinoa (Chenopodium quinoa), Mais (Zea mays), Numia, schwarzer Mais (Zea mays), geschälter Weizen. Produktvielfalt aus der andinen Landwirtschaft von Edelina und Jacinto Justo, Chuquis, Provinz Huanuco, Peru; Foto: Florian KoppProject:DIACONIA
Saatgut

Lebenswichtige Vielfalt auf dem Acker bedroht

Die Agro-Industrie beschneidet das Recht der Bauern, eigenes Saatgut herzustellen und zu tauschen. Dadurch wächst der Profit weniger Großkonzerne ebenso wie das Leid vieler Kleinbauernfamilien. Doch mehr Vielfalt auf dem Acker ist lebenswichtig.

Saatgut gegen den Hunger

Wer Saatgut hat, kann Getreide und Gemüse selbst anbauen. Kleinbauernfamilien müssen dann weniger Lebensmittel kaufen und erhalten mit jeder Ernte neues Saatgut. Das macht sie unabhängig von Konzernen wie Bayer-Monsanto und deren Hybrid-Saatgut, das jedes Jahr neu gekauft werden muss. Mit der richtigen Saat können Landwirte selbst auf kleinen und eher unwirtlichen Flächen Getreide und Gemüse ernten. Manche Feldfrüchte wie schnell wachsendes Gemüse sind sogar schon nach 30 Tagen reif.

Saatgut ist Allgemeingut

Was wir heute essen, ist das Ergebnis dessen, was Bäuerinnen und Bauern über mehrere Jahrtausende gezüchtet und untereinander getauscht haben. Saatgut ist ausgesprochen vielfältig: Die rund 7.000 Feldfrüchte wie Grünkohl, Hirse, Kürbis, Mais, Bohnen oder Weizen gibt es in mehr als 2,1 Millionen verschiedenen Sorten. Jedes Jahr kommen neue hinzu. Sie werden von Unternehmen gezüchtet, vor allem aber von Bäuerinnen und Bauern. Es ist daher Allgemeingut, das alle erzeugen, kaufen und aussäen können. Das legt der Saatgutvertrag der FAO fest, der Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen. Doch die Agro-Industrie sieht das anders. Sie will Saatgut patentieren lassen und exklusiv verkaufen. Sie ignoriert, dass Bäuerinnen und Bauern das Saatgut einst entwickelt haben und noch immer weiterentwickeln.

Klimatisch angepasste Sorten gehen verloren

Auch einzelne Länder behindern per Gesetz die bäuerliche Züchtung. Viele afrikanische und südamerikanische Länder lassen kein Saatgut mehr zu, das in Form und Eigenschaften nicht dem in den Industriestaaten definierten Standard entspricht. Die Bäuerinnen und Bauern dürfen ihr Saatgut dann weder tauschen noch verkaufen. Versuchen sie es dennoch, werden sie vielerorts bestraft. Dadurch gehen alte Sorten verloren. Doch genau die haben sich an trockene, nasse oder heiße Standorte angepasst, was gerade wegen der Klimakrise überlebenswichtig ist.

Mehr Rechte für Kleinbauernfamilien

Saatgut muss wieder von allen gezüchtet und verwendet werden dürfen. Dazu müssen die einzelnen Länder ihre Saatgut- und Sortenschutzgesetze reformieren. Diese dürfen sich nicht mehr ausschließlich an internationalen Übereinkommen orientieren wie dem Sortenschutzsystem UPOV 91. Es schützt Züchtungen und die sogenannten geistigen Eigentumsrechte der Konzerne, und schränkt dadurch die Rechte der Kleinbauernfamilien stark ein, über ihr Saatgut frei zu verfügen. Die Industriestaaten, die besser organisiert und finanziert sind als die Staaten des Südens, haben dieses Übereinkommen durchgesetzt. In Verhandlungen über Freihandelsabkommen mit Drittstaaten üben die Industriestaaten häufig Druck auf ihre Vertragspartner aus, diesem Übereinkommen beizutreten.

Saatgutkonzerne und kommerzielle Züchter müssen einen angemessenen Teil ihres Profits entsprechend dem FAO-Saatgutvertrag mit den Erzeugern der Ausgangssorten teilen und diese entlohnen für ihren Beitrag, die Saatgutvielfalt zu bewahren. Gleichzeitig sollten Staaten Landwirte künftig finanziell unterstützen, wenn sie alte Sorten bewahren und neue züchten. Das ist wichtig, um die Ernährung aller Menschen zu verbessern.

Mehr Rechte für Kleinbauernfamilien

Wir helfen Kleinbauernfamilien, ihr eigenes Saatgut zu züchten. Wir unterstützen sie, lokale Saatgut-Tauschbörsen aufzubauen, sich mit Saatgutbanken zu vernetzen oder eigene aufzubauen. Wir verschaffen ihnen zudem Zugang zu alten, angepassten Sorten und bauen mit ihnen Lager, um Saatgut aufzubewahren und vor Schädlingen zu schützen.

Auf internationaler Ebene nehmen wir über Lobbyarbeit Einfluss auf die Gesetzgebung, damit Landwirte wieder frei über ihr Saatgut verfügen können. Wir setzen uns zudem dafür ein, die starke Konzentration großer Saatgutkonzerne rückgängig zu machen. Von der Politik fordern wir dafür zu sorgen, dass Konzerne nicht länger die Grundlage der Lebensmittelproduktion besitzen. Patente auf Pflanzen und Tiere lehnen wir ab.

Was Sie tun können

Pflanzen Sie selber alte Obst- und Gemüsesorten an, wenn Sie dafür Platz haben. Für Möhren oder Tomaten reicht schon ein Kübel auf dem Balkon. So haben Sie etwas Leckeres zu essen und Sie können eigenes Saatgut sammeln. Einfach die Pflanzen aufblühen lassen, dann die Samen trocknen und wieder aussäen. Saatgut für die erste Ernte gibt es bei Freunden, Nachbarn, Tauschbörsen oder im Bioladen. Beim Einkauf können Sie auf regionale Sorten und Spezialitäten achten, etwa Teltower Rübchen oder Bamberger Hörnla. Bevorzugen Sie samenfeste Sorten, die sich einfach vermehren lassen, und fragen Sie ruhig nach, wenn der Hinweis „samenfest“ fehlt.

Material zum Mitnehmen

Freies Saatgut schützen

Damit Kleinbauernfamilien auch künftig ihre Aufgabe als Hüter und Erneuerer der Vielfalt in der Landwirtschaft wahrnehmen können, sind sie auf ihr traditionelles Recht angewiesen Saatgut selbst aufzubewahren, weiterzuentwickeln und mit anderen Bauern zu tauschen.

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